Meine Güte, ja, der Ratinger Hof ist ein Tempel der Popkultur. Hat also einen eigenen Wikipedia-Eintrag, in dem sehr viel Unfug steht, weil es eben ein paar Veteranen jener Jahre gibt, die bestrebt sind, die Geschichte des Hofes nach ihrem Bilde zu formen, damit sie auch gut wegkommen dabei. Wer als alter Sack schon in den frühen Siebzigern ab und an ein Alt dort genossen hat, weiß: Diese Kneipe ist unsterblich und wird immer und immer wieder neu erfunden.

Begonnen hat alles mit dem Wiederaufbau einer alten Gastwirtschaft auf der Ratinger Straße in einem Haus, von dem nur noch zwei Geschosse standen. Während nebenan die Uel schon in den Fünfzigern als Künstlertreffpunkt galt, verkehrten im Ratinger Hof eher die stillen Trinker. Das änderte sich irgendwann gegen Ende der Sechziger, und aus dem Gasthof wurde eine Szenekneipe für diejenigen, die sich als Hippies fühlten. Schummrig war’s drinnen und schmuddelig. Auf dem Boden lagen stinkende Orientteppiche, und es standen durchgessene Sessel und Sofas herum. Immerhin kamen nun Künstler. Einer davon, Imi Knoebel, änderte 1976 alles radikal, und seine Frau Carmen übernahm den Laden.

Ab 1977 wurde der Hof zum Vulkan des Punk in Deutschland und zu dem Mythos, der dem Etablissement, das an seiner Stelle lebt, bis heute anhaftet. 1989 war Schluss mit Pogo, weil schon die NDW den Punk verbogen hatte. Paar Jahre war der Schuppen zu, dann kam er zurück als nicht sonderlich erfolgreiche Techno-Disko. Zwischendurch hatte man die morschen Mauern bis tief ins Kellergeschoss abgerissen und einen unscheinbaren Bau an historischer Stelle errichtet, der irgendwie altmodisch aussehen sollte. Wieder wurde geschlossen, und im Oktober 2001 eröffnet das „Stone im Ratinger Hof“ als (man glaubt es kaum) Rock-Location! Peter Rueben war bei der Wiedereröffnung dabei – hier sein Originalfilmbericht von 2001:

[Text RB]

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