Zugegeben: Beim ersten Mal kann man als Shipspotter schon einen Schreck kriegen, wenn auf einmal ein pechschwarzes Schiff die Kurve am Rheinknie bei Düsseldorf nimmt und am Ufer der Lausward vorbeiläuft. Nein, so haben Flusskreuzfahrer nicht auszusehen, das gehört sich nicht! Denn das traditionelle Passagierschiff auf dem Rhein hat weiß zu sein, bestenfalls mit ein paar bunten Applikationen à la A-Rosa oder De Zonnebloem. Und dann Tradition ist bei der Flusskreuzfahrerei ganz, ganz wichtig … bis jetzt.

Das Oberdeck als Rooftop-Bar

Das Oberdeck als Rooftop-Bar

Denn die Reederei U by Uniworld bricht ganz bewusst mit den Traditionen und zielt auf eine Gästegruppe, deren Mitglieder bisher nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen wären, eine Flusskreuzfahrt zu unternehmen. Denn das ist was für alte Leute, die in aller Frühe aufstehen, ihren Kaffee auf dem Oberdeck nehmen und sich dann stundenlang anzuschauen wie die Ufer vorbeiziehen. Tatsächlich liegt das Durchschnittsalter der Passagiere auf solchen Kreuzfahrten zwischen Rotterdam und Basel vermutlich bei mindestens 60. Verirren sich jüngere Menschen an Bord, müssen sie sich deplatziert vorkommen.

The A am Untermainkai in Frankfurt (Foto via binnenschifferforum.de)

The A am Untermainkai in Frankfurt (Foto via binnenschifferforum.de)

Bei den tiefschwarzen Schwesterschiffen The A und The B ist das genau umgekehrt. Leute im Alter von 50+ werden mit dem Ambiente und dem Treiben an Bord eher wenig anfangen können. Denn die Reederei hat versucht, die Idee der sogenannten „Boutique-Hotels“ auf einem Schiff umzusetzen. The A wurde 1993 auf der De Hoop Werft in Lobith gebaut und dann als Regina Rheni in Dienst gestellt, ab 2006 fuhr sie dann als River Ambassador auf dem Rhein, dem Main und der Donau – ganz traditionell in Weiß und innen so langweilig wie die anderen Flusskreuzfahrer.

Dann wurde sie innen vollständig umgebaut, technisch auf Stand gebracht, schwarz lackiert und kehrte im April als The A zurück auf die Flüsse. Das Schiff ist rund 110 Meter lang und 11,40 breit und hat einen Tiefgang von 1,30 Meter. Angetrieben wird es von zwei Caterpillar-Menschen mit je 1.074 PS, das Bugstrahlruder leistet 350 PS – alles relativ klassische Werte für ein Flusskreuzfahrtschiff. Den Unterschied macht neben der ungewöhnlichen Lackierung die Ausstattung.

Die stylishe Ice-Bar auf The A

Die stylishe Ice-Bar auf The A

Auf The A und ihrem Schwesterschiff The B dominieren klare Linien und die Farben Schwarz, Weiß und Rot. Die Kabinen sind äußerst modern eingerichtet und durchweg mit Wlan, Flachbild-TVs und sogar Bluetooth-Lautsprechern ausgestattet. Neben der Open-Air-Lounge auf dem Oberdeck gibt es eine extrem stylishe Bar, in der Top-Baristas Dienst tun, und natürlich gibt es ein Fullsize-Fitness-Studio an Bord. Damit wird deutlich: Das Angebot zielt auf Besserverdiener zwischen ca. 30 und 45 Jahren, also hippen Leuten, die sich so etwas leisten können. Eine komplette Saison zwischen Rotterdam und Wien haben die beiden schwarzen Schiffe hinter sich, und noch kann man nicht sagen, ob das Konzept bei der Zielgruppe so ganz angekommen ist.

Kommentare sind gesperrt.