Die Macher der wunderbaren Fernsehserie „MS Franziska“ haben beiden ein würdiges Denkmal gesetzt: dem Kirchenboot St.Nikolaus und dem Schifferpastor Werner Paquet. Wie die Figur in der Serie wurde auch der reale Seelsorger von allen liebevoll „Blacky“ genannt. Im Dezember 2016 ist der Pastor gestorben, der gut 30 Jahre lang Binnenschiffer nicht nur geistlich betreute. Aber schon 2010 endete seine Zeit auf dem Wasser, und mangels Nachfolger wurde die St.Nikolaus verkauft.

Die Nikolaus-Flagge am Kirchenboot (Screenshot: TV-Serie "MS Franziska")

Die Nikolaus-Flagge am Kirchenboot (Screenshot: TV-Serie „MS Franziska“)

Wiederentdeckt hat sie der Duisburger Schiffsenthusiast Oliver Kratz, der berichtet, dass die Barkasse wenige Tage nach Paquet Tod an ihrem Liegeplatz im Mittellandkanal bei Idensen gesunken sei. Kratz hat das Kirchenboot im April 2017 gekauft und in liebevoller Arbeit restauriert. Im Binnenschifferforum berichtete er von seinem Plan und musste den Kollegen natürlich die technischen Daten detailliert schildern.

Die St.Nikolaus in Folge 2 der TV-Serie "MS Franziska" (Screenshot)

Die St.Nikolaus in Folge 2 der TV-Serie „MS Franziska“ (Screenshot)

Gebaut wurde die Stahlbarkasse auf der Schless-Werft in Wesel, der Stapellauf fand 1964 statt. Das Boot ist knapp 15 Meter lang und vier Meter breit und hat einen Tiefgang von 0,8 Metern. Die Maschine ist ein Deutz-Motor vom Typ F8L714, ein luftgekühlter V8 mit zwölf Litern Hubraum, der seine Leistung von rund 200 PS über einen Schiffspropeller vom Typ Scottel SRP100 abgibt. Weil die St. Nikolaus als schwimmende Kirche diente, war unter Deck ein Andachtsraum mit Platz für bis zu 50 Personen eingerichtet, mit Kirchenfenstern, Altar, Taufbecken und Kruzifix an der Wand. Hier traute Werner Paquet viele Brautpaare, taufte deren Kinder und las jeden Sonntag die Messe – das Glockengeläut dazu kam vom Tonband.

Es war der legendäre Ruhrbischof Franz Hengsbach, der das Kirchenboot 1964 weihte. In dem Jahr machte Werner Paquet sein Abitur und änderte seinen Berufswunsch. Eigentlich hatte er, wie sein Vater, Hochofeningenieur werden wollen, aber nun begann er katholische Theologie zu studieren. Am 30. Januar 1970 wurde er zum Priester geweiht, und Ostern 1974 wurde er in die Pfarrei St.Maximilian in Duisburg-Ruhrort versetzt. Dort kam er natürlich mit den Binnenschiffern im Hafen in Kontakt und übernahm aushilfsweise die Betreuung, weil es keinen Nachfolger für die Stelle des Schifferseelsorgers gab. Aber 1978 – dem Jahr, in dem die TV-Serie „MS Franziska“ ausgestrahlt wurde – übernahm er neben seiner Tätigkeit als Kaplan die durch den Tod seines Vorgängers Richard Recke freigewordene Stelle. Da war Paquet ein junger Mann von 36 Jahren, also viel Jünger als der Blacky in der Fernsehserie. Könnte also gut sein, dass der Drehbuchautor Eigenschaften der beiden Seelsorger in seiner Figur vereint hat.

Dem neue Eigner der St. Nikolaus ist die lange und bedeutende Geschichte seines Schiffs bewusst, und er hat bereits angekündigt, das Kirchenboot auf die eine oder andere Weise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

MS Franziska Folge 2 Zum grünen Hahn

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