Man soll ja vorsichtig sein mit dem Begriff „Kult“, denn viel zu oft wird etwas, das gerade angesagt ist, mit diesem Wort zum Hype hochgejazzt. Es ist ja auch nicht leicht, wirklich zum Kult zu werden. Dem Fortuna-Büdchen am Rhein in Düsseldorf trägt den Titel zu Recht und mit Stolz. Seit 1985 steht es in der heutigen Form an Ort und Stelle – gleich gegenüber vom Ehrenhof und direkt neben dem Ulanen-Denkmal auf halber Strecke zwischen der Altstadt und dem Rheinpark. Wer aus dem Süden der Stadt mit dem Zweirad zur Esprit-Arena in Stockum will, um sich ein Spiel der glorreichen Fortuna anzuschauen, der macht beinahe zwangsläufig hier Station. Seit es mit dem Deutschen Fußballmeister des Jahres 1933 wieder aufwärts geht und die Mannschaft in der Arena spielt, hat sich dieser Kiosk nach und nach seinen Beinamen verdient.
Auch dank der persönlichen Vorliebe des Pächters Orlando Meffe für die Stadt und ihren Verein. Denn der war es, der das Büdchen optisch immer mehr in die Nähe der Fortuna gebracht und so diesen Treffpunkt eigentlich erschaffen hat. Bis Anfang der Nullerjahre diente der winzige Bau vor allem als Bierverkaufsstelle für die Menschen, die tagsüber viel Zeit haben und gern auf den mächtigen Strom schauen. Die finden sich auch heute noch unter Woche am Fortuna-Büdchen ein, kaufen sich ihre Flasche Bier und sitzen dann auf dem Mäuerchen, das den Abschluss des Unteren Rheinwerfts bildet. Ja, es heißt wirklich „das Rheinwerft“, denn die Anlage knapp über dem Wasserspiegel zwischen Medienhafen und Theodor-Heuss-Brücke hat nichts mit dem Bau von Schiffen zu tun. Und genau diese Mauer, auf der man mit Blickrichtung Oberkassel die Beine baumeln lassen kann, zieht bei schönem Wetter eine weitere Gruppe Menschen an – nämlich die Freunde eines schönen Sonnenuntergangs. Und auch nette Leute, die einfach gemeinsam mit anderen netten Leuten, die sie kennen oder auch nicht, ein gepflegtes Bierchen trinken und ein bisschen quatschen und abhängen wollen. Die versorgt der gebürtige Italiener Orlando, der bisweilen einen recht rauen Ton am Leib hat, nicht nur mit Getränken, sondern auch mit adäquaten Speisen. Wo sonst bildet noch die gute, alte Bockwurst das Herz einer Speisekarte? Alternativ kann man frisch geschmierte Mettbrötchen ordern. Und natürlich gibt es alle wichtigen Altbiersorten, also die der legendären Düsseldorfer Hausbrauereien Uerige, Füchsen, Schumacher und Schlüssel, in Flaschen.Wenn etwas zum Kultobjekt geworden ist, dann wird es immer bekannter. Nein, ein Geheimtipp ist das Fortuna-Büdchen längst nicht mehr. Und das kann dazu führen, dass sich an lauen Sommerabenden, besonders wenn die Altstadt rappelvoll ist, die Menschen zwischen Büdchen, Mäuerchen und Rheingärtchen drängeln und man für sein Getränk ziemlich lange anstehen muss. Überhaupt liegt der einzig richtige Zeitpunkt für einen Besuch ungefähr zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff in der Arena. Aber dann sollte man am besten ein Fortuna-Trikot anhaben oder irgendetwas in Rot und Weiß, um nicht aufzufallen.