Als ich vor knapp fünfzehn Jahren wieder im Viertel landete, gab es Sevils Salon gerade einmal ein paar Monate. Er lag an der Oberbilker Allee, zwei Häuser entfernt vom legendären Restaurant „Istakoz“ an der Ecke zur Phillip-Reis-Straße. Dazwischen war das ebenso legendäre „Nudelholz“ untergebracht, ein tolles Lokal, in dem Rolf zum Klang der von ihm gemixten wunderbaren Musik frische Nudeln mit verschiedenen Soßen anbot. Alle drei Geschäfte gehörten bald zusammen: Istakoz und Nudelholz hatten in Yasar denselben Besitzer, und Sevil und Yasar wurden ein Paar, die später einen gemeinsamen Sohn bekamen. Aber im Jahr 2002 war dieser Zustand erst im Werden. Sevil rollte jedenfalls an fünf Tagen in der Woche mit ihrem blauen Peugeot-Kabrio an und schnitt den Leuten die Haare. Inzwischen ist der Salon ins ehemalige „Nudelholz“ umgezogen, weil Yasar das Fischrestaurant „Emmafisch“ am Volksgarten eröffnet hat, wo es auch die berühmten Nudeln gibt. Und Sevil ist über die Jahre zu einer Institution im Viertel geworden.
Und das obwohl ihre Kunden nicht alle aus Friedrichstadt, Bilk und Oberbilk kommen. Trotzdem macht diese Klientel das Gros der Kundschaft aus. Also werden im Frisiersalon auch Nachrichten ausgetauscht – und war deutlich multikulturell. Sevil ist Türkin, ihre Besucher kommen aus ganz verschiedenen Ländern. So sitzen an einem ganz normalen Freitag der junge Türke mit dem schwarzen Bart neben der deutschen Stammkundin im Rentenalter. Hippe und coole Leute aus den angrenzenden Kreativbetrieben gehen ebenso zu Sevil wie Frauen aller Altersklassen mit dem, was man „Migrationshintergrund“ nennt. Gern kommen Sevils Freundinnen auf einen Schwatz vorbei – und Sevil hat viele Freundinnen. Fällt in deren Familien eine Hochzeit an, werden die Bräute hier im Salon mit den passenden Frisuren ausgestattet. Mit fast jedem Frisör und fast jeder Frisörin kann man Smalltalk betreiben; mit Sevil kann man sich nicht nur unterhalten, sondern über eine breite Palette an Themen diskutieren.
Sie stammt aus der uralten Stadt Tarsus im Südosten der Türkei, kam aber mit ihren Eltern früh nach Emmerich. Ihre Eltern sind strenggläubige Muslime, während sie sich für ein Leben als selbstbewusste, berufstätige Frau und Mutter nach europäischem Muster entschieden hat. Also hat sie den Kontakt zur Familie weitestgehend eingestellt und hat sich in Düsseldorf eine neue eigene Familie aufgebaut und sich einen großen Freundeskreis geschaffen. Als sie die Meisterprüfung als Friseurin anstrebte, war klar, dass sie einen eigenen Salon wollte. Und diesen Wunsch realisierte sie mit aller Kraft, die sie hatte. Der heutige Status ist das verdiente Ergebnis der Bemühungen. Sevil ist aber nicht nur Unternehmerin, sondern Mentorin ihrer Mitarbeiter. Über die Jahre habe ich bei ihr Dutzende Auszubildende und junge Kollegen erlebt – einige von ihnen brachten es mit ihrer Unterstützung bis zum Meistertitel.
Das Besondere an Sevils Salon ist aber auch, dass hier nicht von Hairstyling geschwafelt wird, von neuen Trends und Moden, sondern jede/r KundIn genau die Frisur bekommt, die er/sie wünscht oder zu der Sevil rät. Auf Sevils Rat kann man sich zu hundert Prozent verlassen. Und wenn ein/e KundIn noch während der Bearbeitung Zweifel anmeldet, wird darauf angemessen reagiert. Das alles auf Basis eines enormen Fachwissens – manchmal habe ich Fachdiskussionen zwischen ihr und den Mitarbeitern belauscht, die mir viel Respekt vor dem Friseurberuf eingeflößt haben. Denn natürlich bin auch ich Stammkunde bei Sevil und gehe sie aber auch dann im Salon besuchen, wenn meine Haare noch keine Behandlung brauchen. Nur unseren Windhund, den kann ich nicht mitnehmen, denn Sevil hat Angst vor großen Kötern.
Sevil Emiralp Coiffeur
Friseurmeisterin
Oberbilker Allee 31
40233 Düsseldorf
Tel.: 0211-3398198
Mobil: 0172-5450605
Öffnungszeiten:
Di, Do, Fr: 09 ~ 18:00
Mi: 11:00 ~ 20:00
Sa: 09:00 ~ 15:00