Analyse · Ja, Überschriften, die den Fan zum Anklicken animieren, kann Ihr höchst Ergebener auch. Dabei würde er es sich beileibe nicht anmaßen, dem jungen, sympathischen Chefcoach irgendwelche Ratschläge zu erteilen. Denn Christian Preußer ist der Profi und ein guter Fußballtrainer. Wenn der Ergebene eine Trainerdiskussion eröffnet hat, dann um im Kreise der F95-Gleichgesinnten darüber zu debattieren, welche Vorstellungen Laien haben. Leicht hat es Preußer immer noch nicht. Der Kader steht noch nicht sehr lange, dann die Länderspielpausen und so konnten die Systeme, die er sich vorgestellt hat, noch nicht ausreichend eingepaukt werden, also so, dass sich die berühmt-berüchtigten Automatismen einstellen. Und dann kommt auch noch Paderborn… [Lesezeit ca. 5 min]
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Was den Kader angeht, hat der SCP zwischen den Saisons nicht viel Geld bewegt, aber doch eine Art Umbruch erlebt. Wobei natürlich der Abschied von Trainer Baumgart in Richtung Domdorf am schwersten wiegt, denn das Unikum war vier Jahre lang Herz und Seele der ersten Mannschaft des Vereins. Jetzt haben die mit Lukas Kwasniok auch einen vergleichsweise jungen Trainer, der sich seine ersten Sporen in Saarbrücken verdient hat. Und der hat den Ostwestfalen einen Mordstorhunger eingeimpft. Neben dem Jahn und Pauli hat Paderborn aktuell die meisten Treffer auf dem Konto. Wenn sie verlieren, dann knapp. Wenn sie gewinnen, dann deutlich. Und das unabhängig vom Gegner. Auffällig, dass die meist in Grau antretende Truppe sehr früh einlocht, also meist vom Anpfiff an auf eine Bude aus ist. Defensiv stehen die Paderborner nicht immer sicher.
Der Spielplan
Natürlich haben Christian Preußer und sein Co-Trainer Tom Kleine schon einen Matchplan in der Tasche. Die Regeln Nummer 1 darin dürfte lauten: Von Minute 1 an hellwach sein! Sich keinen frühen Gegentreffer einfangen! Ein zweiter Punkt könnte lauten: Ecken und Freistöße in Strafraumnähe ziehen, denn bei Standards ist das SCP-Team verletzlich. Und weil die Paddelbirnen sich gern möglichst wenig im Mittelfeld aufhalten, könnte die Parole lauten: Früh pressen und die Paderborner im Mittelfeld in Zweikämpfe verwickeln. Aus der Erfahrung der letzten Partien dürfte sich zudem ergeben, dass die Fortunen ein variables Offensivspiel anstreben.
Das System und die Aufstellung
Ja, Preußer denkt auch über andere „Systematiken“ als die mit der Viererkette nach. Aber, die Diskussionen und die Analyse der letzten vier Spiele zeigt, dass man die Wahl der taktischen Grundordnung von vorne nach hinten betrachten muss. Die Erzfrage lautet: Mit einer oder zwei Spitzen. Die Variante vom vergangenen Samstag mit Rouwen Hennings als einziger Spitze, dem beim Pressing ausgerechnet Shinta Appelkamp zur Seite stehen musste, hat nicht wirklich gut geklappt. Nach der Umstellung auf zwei Mittelstürmer durch die Einwechslung von Robert Bozenik sah die Sache schon besser aus. Also spricht vieles dafür, mit zwei Spitzen zu beginnen.
Das spräche dafür, Appelkamp die Rolle eines echten Zehners zuzuteilen, also eines klassischen Spielmachers mit großer Narrenfreiheit. So könnte das Team auch dem taktischen Offensivkorsett entkommen, dass immer nur auf Flanken setzt. Denn mit einem Shinta, der sich horizontal und vertikal bewegen kann, wie es ihm richtig erscheint, werden endlich auch wieder Steilpässe (in die Schnittstellen) möglich. Die kann er, der Jungspund. Übrigens: Es gibt noch einen jungen Mann, der das kann, nämlich Kuba Piotrowski, der in Ingolstadt nach seiner Einwechslung sehr überzeugt hat. Der wäre als Achter denkbar, sodass es nur einen Sechser in Gestalt von Cello Sobottka gäbe. Soll nach hinten etwas mehr abgesichert werden, könnte an dessen Stelle auch Käpt’n Bodze auflaufen.
Wenn die drei Burschen den Kern des Mittelfelds bilden, gehören natürlich zwei Außenläufer ins Konzept. Denken wir da doch mal über Leon Koutris und Khaled Narey nach. Und, schwupps, haben wir ein Fünfermittelfeld, sodass hinten nur noch eine Dreierkette übrigbleibt: Andre Hoffmann, Chris Klarer und Dragos Nedelcu. Die logische Konsequenz einer Formation mit zwei Spitzen wäre in diesem Gedankenspiel also eine 3-5-2-Systematik.
Umgekehrt verlangt ein Ansatz mit nur einer Spitze, die dieses Mal zu Beginn übrigens unbedingt der Herr Bozenik sein sollte, damit man mal sehen kann, wie er diese Rolle vom Start an auslegt, andere Überlegungen. Nun braucht man im offensiven Mittelfeld mindestens einen Kollegen, der bei Ballbesitz mit in den gegnerischen Strafraum geht. Und das könnte Kris Peterson sein. Immer wenn der als echter Außenstürmer antritt, lässt er sich bei den Dribblings, mit denen er nach innen ziehen will, gern abkochen. Beginnt er aber sowieso weiter innen, entfällt dieses Risiko – und Vollstreckerqualitäten hat er ja bekanntlich. Die Alternative wäre eindeutig Niklas Shipnoski, der ja in Saarbrücken auch für eine Menge Tore gut war.
Auch in dieser Konstellation sieht der Ergebene Shinta Appelkamp als Zehner. Der nun aber auch zwei Außenläufer zu versorgen hat. Rechts würde das leider eher nicht Khaled Narey sein. Weil Zimbo Zimmermann wohl nicht mitmachen kann, wird der weiter hinten gebraucht. Also müsste wieder Felix Klaus auf dieser Seite ran. Und auf der linken Seite? Wenn Peterson innen spielt, könnte dort Leon Koutris zeigen, was er offensiv draufhat, wenn er nicht vorwiegend als Verteidiger agieren muss. In dem sich so bildenden Mittelfeld könnte Kuba Piotrowski gut und gerne den einzigen Sechser darstellen; die sichere Variante wäre aber die mit Cello Sobottka auf seinem Stammplatz. Das führt zu einer bewährten Viererkette mit Andre Hoffmann und Chris Klarer innen sowie Khaled Narey und Florian Hartherz außen.
Der Tipp
Der Bauch Ihres freundlich ergebenen Fortuna-Freundes sagt, dass die glorreiche Diva die Paddelbirnen dieses Mal abfieselt und tippt auf ein schickes 3:1. Das Hirn des Ergebenen ist sich da nicht so sicher und fürchtet ein ödes Remis, irgendetwas zwischen 0:0 und 2:2. Mit der Prognose, dass sich die Partie schon in der ersten Halbzeit entscheiden wird, hängt er sich dann ein bisschen aus dem Fenster.
2 Kommentare
Ich fände das 3-5-2 gut, bei gegnerischem Ballbesitz wäre es dann ein 5-3-2. So gäbe es offensiv etwas zu erwarten und defensiv ein Bollwerk.
Vorausgesetzt, Kourtis übernimmt dann auch bei generischen Ballbesitz die defensive Rolle. Bisher hat er ja eher wenig überzeugt. Aber letzte Saison zeigte er ja, dass er es kann. Wegen Urlaub kann ich morgen leider nicht in der Arena live dabei sein. Muss alo immer wieder das Handy bemühen.
Wie gewohnt sehr gute Analyse. Ich würde noch ein mal bei der „eingespielten“ „Systematik“ der Viererkette bleiben, die Personal-Vorschläge davor klingen gut und mutig. Wenn der Sieg wieder nicht ganz so überzeugend ist, in den zwei Wochen bis zum HSV-Spiel die Dreierkette trainieren ….
… wird ein 2:0 … so long