Der Rumpf eines Schiffes ist ein Hohlkörper, sonst könnte das Gefährt nicht schwimmen. Meistens hat die Unterkante einen mehr oder weniger scharfen Knick, in dem es – über die ganze Länge betrachtet – den tiefsten Punkt der Konstruktion gibt. Dieser Bereich heißt in der Fachsprache „Bilge„. Weil alles, was flüssig ist, durch die Schwerkraft gezogen nach unten fließt, sammelt sich in der Bilge eines Schiffs zumindest Wasser; ist der Rumpf nach alter Sitte aus Holzplanken zusammengebaut, handelt es sich um das Wasser, das trotz aller Abdichtung eindringt; bei jeder Bauart aber um Wasser, das über die Bordwand hinein schwappt und nicht sofort wieder unter der Reling abläuft. Und wenn das Schiff eine Maschine hat, dann sammelt sich in der Bilge auch allerlei Ölschmutz, der sich mit dem Wasser zu einer unangenehmen Brühe mischt. Das alles kann da nicht bleiben, deshalb wird es mit einer Bilgen- bzw. Lenzpumpe außenbords befördert.
Auf den Wasserstraßen haben die Schiffer den Schmodder einfach in den Fluss abgelassen. Und das nicht immer ohne unangenehme Folgen:
Aus diesem unschönen Erlebnis entstand die Idee, die fachgerechte und umweltfreundliche Bilgenentölung als Dienstleistung anzubieten. Die Betroffenen gründeten ein Unternehmen, kauften einen alten Aalschokker und ließen ihn zum allerersten Bilgenentölungsboot umbauen. Als „Helene“ wurde das Schiff 1958 in Dienst gestellt; heute liegt es nach einer sorgfältigen Restaurierung im Innenhof des Deutschen Binnenschifffahrtsmuseums in Duisburg, wo es besichtigt werden kann. 30 Jahre lang diente das Boot unter dem Namen „Bibo 2“ dem Umweltschutz auf den Binnenwasserstraßen. Dem Erfinder, Karl Anstötz, wurde 1980 für seine Verdienste um den Gewässerschutz das Bundesverdienstkreuz verliehen.Traurig war in der Tat, was zwei passionierten Segelfreunden an einem Sommerabend des Jahres 1957 passiert ist: An besagtem Abend machten sie mit ihrer blütenweißen Jolle an der Bordwand eines Frachtschiffes fest. Dabei wählten sie eine Stelle unterhalb eines aus ihrer Perspektive kaum erkennbaren Auslaufstutzens.
Über diesen Stutzen pumpte die Besatzung dann in der Dunkelheit ohne böse Absicht all´ das über Bord, was sich in der Bilge des Frachtschiffes angesammelt hatte: Lecköl aus Treibstoff- und Schmierölleitungen, aus dem Motor abgelassenes Altöl und Wasser, das über die Außenhautdurchführung der Antriebswelle dort eingedrungen war.
Die Besatzung des Frachtschiffes verstieß aus damaliger Sicht nicht gegen bestehende Gesetze und war sich offensichtlich auch keines Unrechts bewusst, sondern sie folgte der gängigen Praxis: Damals pumpten die Besatzungen aller motorgetrieben Schiffe den Inhalt ihrer Bilge in regelmäßigen Abständen über Bord, weil es keine andere Entsorgungsmöglichkeit gab. (Quelle: Bilgenentwässerungsverband)
Anfangs wollte man den Binnenschiffern den Service kostenfrei anbieten. Man glaubte, die Kosten durch den Verkauf des gewonnenen Altöls decken zu können – was sich nicht bewahrheitete. Deshalb verlangen die Bilgenenttöler seit den Anfängen Gebühren für ihre Dienstleistung. Mehrere Unternehmen betreiben das Geschäft und setzen dafür Flotten mit speziellen Bilgenentölungsschiffen ein, die nach Fahrplan auf den Bundeswasserstraßen unterwegs sind. Binnenschiffer können die Boote anfordern, die dann ihr Bilgenwasser abpumpen, übernehmen und entölen. Dies zu tun, ist natürlich mittlerweile Pflicht, die Einhaltung wird von der Wasserschutzpolizei kontrolliert.