„Warum ich dies Café mache?“ Uli, die Besitzerin vom Café – Wie im Himmel muss nicht lange überlegen. „Nun, die Zeit war reif, die Kinder waren groß, und ich hatte einen Film gesehen, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging.“ Sie meint Chocolat – ein kleiner Biss genügt mit Juliette Binoche und Johnny Depp in den Hauptrollen. Vianne (Juliette Binoche), eine alleinerziehende Mutter mit ihrer 6-jährigen Tochter, eröffnet in einem kleinen, französischen Dorf ein Cafe. Schritt für Schritt gelingt es ihr, die streng katholischen, konservativen Dorfbewohner der Nachkriegsjahre nicht nur geschmacklich zu verzaubern. „In diesem Film verändert das Café die Lebenseinstellung eines gesamten Dorfes. Nun, das ist mir mit meinem Cafe zwar nicht ganz gelungen.“ Uli lächelt. „Aber im Prinzip bin ich der Idee treu geblieben.“

Das Cafe präsentiert sich farbenfroh und mit Liebe zum Detail. Seine Einrichtung zeugt von der schönen, alten Zeit. Der Tresen und die Vitrinen erinnern an die Gründerzeit. Die liebevoll restaurierten Holzregale stammen aus den Sechzigerjahren. Eine Wandmalerei mit Motiven aus dem tropischen Regenwald ermöglicht dem Besucher, zu mindest für die Dauer des Aufenthaltes, Düsseldorf den Rücken zu kehren. Viele der Gäste sind Stammkunden. Sie kommen wegen der guten Küche. Vor allem die hausgemachten Kuchen, auf Französisch „Tartes“ genannt, werden heiß geliebt. Außerdem gibt es klassische Crèpes, herzhafte Quiches und Galettes; dazu Kakao aus echten Kakaobohnen, sowie ein Angebot von hochwertigen Schokoladen.

Südamerikanischer Musik oder Jazz – dezent im Hintergrund

Das ist allein ist schon etwas, was man sich ab und an gönnen sollte. Aber es gibt noch andere Gründe, die für das Café auf der Bilker Allee sprechen. Für viele der Gäste ist das Cafe ein bisschen so etwas wie ein erweitertes Wohnzimmer. Sie wohnen in der Nähe und genießen die besondere Atmosphäre. Manche lesen Zeitung oder treffen sich mit Freunden. Manchmal ergibt sich, rein zufällig, das ein oder andere Gespräch.

Das Interieur: Liebevoll zusammengestellt und farbenfroh

Einmal in der Woche, immer Freitags, wird im Wie im Himmel musiziert. Experimentelle Musik, Jazz oder Bossanova. Musikkonzerte in Wohnzimmerqualität, denn groß ist der zur Verfügung stehende Raum meist nicht. Dann herrscht konzertante Stimmung. Nach der Devise „klein aber fein“ geben sich ambitionierte Musiker ein Stelldichein. Während das Publikum den Klängen der Musik lauscht, genießen die Musiker die ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie kommen gerne wieder und empfehlen den Ort weiter. Damit ist jetzt leider Schluss. Obwohl die Musik selber gar nicht so laut war. Vielleicht war es das Publikum, das störte? Weil es klatschte, weil es lachte?

Nachtbürgermeister? Bewilligte Gelder schlummern in der Stadtverwaltung

Für Norbert Cherwinsky von den Grünen ist das Thema Lautstärke bei abendlichen Kulturveranstaltungen ein persönliches Anliegen: „Düsseldorf soll doch nicht zu einer Totenstadt werden! Aber wenn nichts geschieht, sind wir auf dem besten Wege dahin. Viele Kulturstätten beginnen nun mal als Interimslösung. Aktueller Präzedenzfall: die Brause“. Erfolgreicher Kulturarbeit seit 18 Jahren. Heute stehen sie auf der Straße, und die Stadt sieht tatenlos zu!“

Leider kein Einzelfall, so erläuterte er weiter. „Ich kenne ein hervorragendes Cafe auf der Bilker Allee. Da hat sich noch nicht einmal ein Mieter beschwert. Im vorauseilenden Gehorsam hat der Vermieter hat die abendlichen Konzerte untersagt.“ In punkto Kulturveranstaltungen kann Cherwinsky aus eigener Erfahrung sprechen. Auch er war einmal, gemeinsam mit Freunden, Betreiber eines Veranstaltungsortes. Auch sie hatten ein Problem mit der Lautstärke.

Wo ein Wille, da ein Weg – Wie im Himmel geht auf Reisen

„Was haben wir gemacht? Wir sind von Ort zu Ort gezogen. Wir haben Privaträume umfunktioniert. Natürlich bedeutet das einen enormen Mehraufwand, sowohl zeitlich als auch finanziell. Und dann sollen die Gäste die Ortswechsel auch noch mitkriegen! Mal unabhängig davon, dass sich die Veranstalter damit im Graubereich bewegen.“

Er seufzt: „Es gibt Städte, die mittels eines Nachtbürgermeister die Probleme angehen. Auch in Düsseldorf will man etwas tun. Entsprechende Mittel sind sogar budgetiert. Aber wann sie ausgegeben werden, das steht in den Sternen!“ Auf den Zeitpunkt X warten? Das können und wollen die Betreiber alternativer Kulturstätten nicht. Auch Uli will auf die Konzerte nicht verzichten. Und so geht das Café – Wie im Himmel auf Reisen. Immer freitags. Den Veranstaltungsort erfahren die Gäste auf der Internetseite.

Fünf-Gänge-Menü – Im Zeichen der Geselligkeit

Ab und zu - ein feines 5-Gänge-Menü

Ab und zu – ein feines 5-Gänge-Menü

„Im Zeichen Geselligkeit (und glücklicherweise nicht zu laut) stehen auch unsere regelmäßigen Einladungen zum Menü. Dann steht hier alles voll mit Tischen.“ Uli zeigt stolz auf den bescheiden wirkenden Schankraum. „Ein Fünf-Gänge Menü für bis zu 25 Personen. Die Zeit vergeht in angeregten Unterhaltungen. Die Gäste verbringen schöne Stunden miteinander und lernen sich kennen.“ Sie lächelt. Eine Partnerschaft sei aus dieser gemeinsamen Bewirtung zwar noch nicht entstanden. Intensive Freundschaften aber schon.

Ein Kommentar

  1. Selbst wenn ich keine Veranstaltung in diesem Café besucht habe, schade um solche Orte. Hier kommen aus meiner Sicht mindestens zwei Punkte zusammen, die solche Cafés und die damit verbundenen kleinen Konzerte immer öfter unmöglich machen:
    – aus meiner Sicht übertriebene Anforderungen an den vermeintlichen Lärmschutz, die von zuständigen Behörden gerne auch mal strenger ausgelegt werden
    – missliebige Nachbarn, vorzugsweise Besitzer von Eigentumswohnungen, die alles wegklagen, was nach 20:00 Uhr nicht still im Sarg liegt.

    Es ist schade um solche Einrichtungen, aber auch schade um den Verlust dessen, was man allgemein mit Stadtleben verbindet.