Bericht · Mit etwas kleineren Wagen als sonst, aber natürlich nicht ganz so klein wie im Kölner Marionettentheater – dank CC (Comitee Düsseldorfer Carneval e.V.) und Tilly-Team gab es dieses Jahr trotz Corona in Düsseldorf einen zwar abgespeckten, aber echten Rosenmontagszug. [Lesezeit ca. 3 min]
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Es ist 10:30 Uhr am Vormittag des 15. Februar 2021. Rosenmontag. Auf den Straßen kaum bis keine Leute, vereinzelt mal ein Krönchen auf der Mütze, ansonsten tote Hose. Und das an einem Tag, der normalerweise als Höhepunkt des Rheinischen Straßenkarnevals gefeiert wird. Wir stehen am Nebeneingang der Wagenbauhalle des CC und warten auf Jacques Tilly und auf Details zum für heute angekündigten Guerilla-Rosenmontags-Umzug.
Reporter Konrad Buck hat bereits im Mai 2019 ein spannendes Interview mit Jaques Tilly „über Scherz, Satire, und tiefere Bedeutung“ geführt – lesenswert!
Am Samstagabend zuvor hatten wir den Grandseigneur des deutschen Mottowagenbaus noch im bewusst roten Blaumann beim Spätkauf getroffen und gefragt, wie es ihm denn so gehe in der Pandemie. Ausgesprochen gut, sagte er, denn Montag müsse ja keiner in die Röhre gucken. Sie hätten einen Umzug der besonderen Art geplant und vorbereitet. Ich sollte mich mal umhören.
Gesagt, und Montag drauf getan. In nicht krisen- oder wetterkapriolen-beeinträchtigten Jahren geht der Zoch in Düsseldorf immer so zwischen Zwölf und Eins herum los. Also erst mal sicherheitshalber schon vormittags zur Wagenbauhalle Merowingerstraße und gecheckt, wer da vielleicht schon am Gange ist und ob man was erfährt. Wir treffen den Zugleiter Hermann Schmitz und der versichert: „Hinten, noch im Zelt versteckt, stehen die acht Mottowagen und um 12:30 gehts los!“ Na also, trotz corona-bedingt notwendiger Camouflage des CC und wegen hier und da durchgesteckter Hinweise lässt sich an die Infos kommen, die es braucht, um für die geneigten TD-Leser*innen zu berichten.
Pünktlich 12:30 Uhr geht es am Hinterausgang der Wagenbauhalle, da wo das große braune Zelt die 2021er-Wagen noch bedeckt, los. Das aufziehende Schmuddelwetter mit angekündigtem Eisregen lässt grade noch auf sich warten, während CC-Präsident Michael Laumen eine kurze Dankesrede an die Beteiligten des Guerilla-Umzugs hält, allen voran Jacques Tilly und seiner Künstler*innengruppe. Guerilla-Umzug übrigens deshalb, weil bewusst auf offizielle Vorankündigung ud Zuglaufplan verzichtet wurde, um Ansammlungen und damit mögliche Ansteckungen zu vermeiden. Und vor allem, um im Lockdown wenigstens zu zeigen: Wir sind für euch da! Und frohlocken trotzdem!
Grade ist Laumen durch, setzt der Regen ein, erst sachte, und dann bei der Hofpräsentation der einzelnen Exponate immer fieser, wenn auch nicht so eisig wie befürchtet. Die anwesende Pressemeute, bundesweit erfreulich zahlreich angetreten und darunter der passioniert berichtende TD-Chronist, muss sich sputen. Immer deutlicher zeigt Petrus, dass er sein Eisschnee-Schmelzwerk beginnen will. Also sind die tollen neuen Mottowagen, obwohl einigermaßen wetterfest, eiligst durchzuknipsen und abzufilmen, damit sie sich schleunigst in Richtung Innenstadt und Randbezirke aufmachen können.
Rund zwei Stunden lang bewegen sich die in kleinen Gruppen startenden Gespanne durch die Stadt, vorbei an vereinzelt und verdutzt am Straßenrand innehaltenden Passanten. Keine Musik, keine Kamelle, aber in den Gesichtern von Schmitz, Laumen, Tilly, CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann und allen anderen wagenbaulichen und organisatorischen Anwesenden steht ein trotzig schmunzelndes „Wir feiern das Leben, trotz Corona und Schmuddelwetter!“.
2 Kommentare
Tolle Idee, mir hat es gefallen. Auch wenn ich es nur im TV gesehen habe. Die Wagen fand ich sehr treffend gestaltet, passte alles. Einige empfindliche Zeitgenossen hatten wohl Angst um ihre Kinder bzgl. des Motivs vom US-Verbrecher Trump.
Stimmt, der grillfertige Brandstifter am Spieß kommt in der Tat sehr drastisch rüber. Ich kann mir vorstellen, dass Kinderseelen damit schwer umgehen können. Da liegt es in der Tat an den Eltern, ihre Kids vor Schaden zu bewahren. Am Besten, indem sie mit ihren Kindern über deren Eindrücke reden, indem Sie den visuellen Eindruck in Geschichten kleiden. Märchen sind bei genauem Hinsehen im Kern auch sehr grausam, funktionieren aber.