Auffällig ist die Villa Horion hauptsächlich wegen ihres prominenten Standortes am Johannes-Rau-Platz.
Bericht · Fragt man Düsseldorfer:innen nach diesem Bauwerk, werden viele sagen: „Da wohnt doch der Ministerpräsident.“ Dass dieses Haus offiziell „Villa Horion“ heißt, wissen auch nicht unbedingt viele Bürger:innen. Tatsächlich hat die Villa in den Jahren seit ihrer Fertigstellung 1911 verschiedene Aufgaben erfüllt. Erbaut wurde sie als Sitz des Landeshauptmanns der Rheinprovinz. Die bestand ab 1822, als das Rheinland in Folge des Wiener Kongresses, auf dem Europa nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft neu geordnet wurde, als Teil des preußischen Königreichs. Das NS-Regime übernahm diese Gliederung, benannte aber die Ämter um. 1922 wurde Johannes Horion zum letzten demokratischen Landeshauptmann. [Lesezeit ca. 3 min]
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Zunächst inoffiziell wurde das Haus ab den Vierzigerjahren „Villa Horion“ genannt, ein Name, der dann 1958 offiziell übernommen. Von 1945 bis 1956 diente die Villa Horion als Offizierskasino für die britische Armee. Der NRW-Landtag beschloss dann, das Gebäude zum offiziellen Sitz des jeweiligen Ministerpräsidenten und der Staatskanzlei zu machen. Für dies Aufgabe wurde das neoklassizistische Gebäude grundlegend umgebaut und renoviert. Der damalige Ministerpräsident Wolfgang Clement verlegte 1999 sein Büro samt Staatskanzlei in das neu erbaute „Stadttor“.
Unmittelbar neben der Villa Horion steht am Mannesmannufer das sogenannte „Landeshaus„, das ebenfalls von der Regierung der Rheinprovinz und später vom NRW-Landtag genutzt wurde. Dorthin ließ der damalige Ministerpräsident Armin Laschet 2017 die Staatskanzlei verlegen. Beide Bauten wurden zeitgleich zwischen 1909 und 1911 errichtet. Entworfen wurden beide Häuser vom Düsseldorfer Architekten Hermann vom Endt, der eine ganze Reihe von Spuren in der Stadt hinterlassen und maßgeblich für das architektonische Bild der Stadt in der Zeit zwischen 1894 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs verantwortlich war.
Viele der von ihm gezeichneten Bauten existieren nicht mehr. Von der Landesbank der Rheinprovinz an der Ecke Fürstenwall / Friedrichstraße ist lediglich ein Stück Fassade erhalten. Am Kaiser-Wilhelm- und am Kaiser-Friedrich-Ring sind noch insgesamt sieben Häuser erhalten, die vom Endt entworfen hat. Der Architekt hatte sich dem Neoklassizismus verschrieben, zumindest, was die Fassadengestaltung seiner Bauten angeht. Das Landeshaus mit seinen größeren Dimensionen ist dafür ein besseres Beispiel als die Villa Horion. Im Inneren dagegen bevorzugte vom Endt einen eher funktionalen Stil, was es leicht machte, den Bau seinen jeweils anderen Aufgaben entsprechend umzugestalten.
Derzeit ist in der Villa Horion der Petitionsrat des Landtags untergebracht, außerdem dient es als „Haus der Parlamentsgeschichte„. Die dortige Dauerausstellung kann im Rahmen von Führungen nach Anmeldung besichtigt werden.