Und wieder habe ich das Foto eines architektonischen Details im Angebot – dieses Mal nicht aus Schmiedeeisen, sondern aus Stein. Es findet sich an einem recht markanten Gebäude im Zentrum der Stadt, das auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann. Mehr Spuren möchte ich aber auch nicht legen, damit es nicht zu einfach wird, die Lösung zu erarbeiten.
Frage: Wie heißt das Gebäude, an dem diese Verzierung zu finden ist: Carsch-Haus
Natürlich handelt es sich um dieses dominante Gebäude auf dem Heinrich-Heine-Platz, zwischen Wilhelm-Marx-Haus, Breidenbacher Hof und dem Kaufhof an der Kö. Das hat der jüdische Warenhausinhaber Paul Carsch seinerzeit am Hindenburgwall, später Alleestraße, heute Heinrich-Heine-Allee errichten lassen; die Eröffnung fand 1915 mitten im ersten Weltkrieg statt. Carsch wurde vom NS-Regime gezwungen, das Warenhaus an seinen „arischen“ Prokuristen zu verkaufen, konnte aber nach Holland emigrieren. Die Nazis versuchten – wie in fast allen ähnlichen Fällen – jede Erinnerung an Paul Carsch zu tilgen und ließen mehrfach den Namen des Gebäudes ändern, aber die Düsseldorfer blieben dabei: Dat is dat Carsch-Haus! Nach dem ersten Weltkrieg entstand gleich nebenan das Wilhelm-Marx-Haus als erstes Hochhaus der Stadt. Bis in die Siebzigerjahre hinein verliefen die Straßen in diesem Gebiet ganz anders als heute, und die heutigen Fußgängerzonen in der Altstadt existierten nicht. So fuhren die Autos von der Oberkasseler Brücke kommend quer durchs Viertel bis zur Kasernenstraße und um den Carlsplatz herum. Mit dem Wilhelm-Marx- und dem Carsch-Haus hatte man übrigens einen Platz bebaut, der eigentlich als zentraler Punkt zwischen Alleestraße und Kö gedacht war, das sogenannte „Stadtbrückchen“, dass südlich der beiden Gebäude verlief, war der letzte Rest davon, das gewaltige Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde abgebaut und gegenüber der Johanneskirche wiedererrichtet.Nun pflegte man in Düsseldorf als unseliges Erbe des Stadtplaners des Grauens, Friedrich Tamms, immer noch die Wahnvorstellung von der autogerechten Stadt. Die erste U-Bahn-Linie war Teil dieses Wahns, weil ihr Bau vor allem dazu gedacht war, die Straßenbahn von der Oberfläche zu bekommen, um ungestörteren Individualverkehr zu ermöglichen. Im Zuge dieses großen Stadtumbaus, der Ende der Fünfziger begann und sich bis in die Achtzigerjahre hinein fortsetzte, wurde auch die Verkehrsführung rund um die Altstadt neu geordnet. Hier jedoch mit der Maßgabe, die Altstadt weitestgehend autofrei zu halten. Kurz und gut: Das Carsch-Haus stand im Weg. Das war im zweiten Weltkrieg recht stark beschädigt worden, war aber dank des Eisenbeton-Kerns ganz stabil. Die britischen Besatzer ordnet an, das Gebäude ohne größere Renovierungen im Inneren für kulturelle Einrichtungen zu nutzen.
So entstand im Carsch-Haus das internationale Bildungszentrum „Die Brücke“, die Volkshochschule nutzte große Bereich, und in den frühen Fünfzigerjahren zogen die Kammerspiele hier ein. Nachdem diese Institutionen bis Ende 1967 aber anderweitig untergebracht waren, betrieb die Kaufhauskette Horten hier eine relativ kleine Filiale. Und nun sollte dieses historische Gebäude mit der denkmalgeschützten Fassade einfach so abgerissen werden, um der Straßenverbindung zwischen der Alleestraße und der Kasernenstraße Platz zu machen. Weil dies aber nicht so einfach zu machen war, stand 1978 die sogenannte „Translozierung“ im Raum – unter anderem, weil die Initiative „Lott stonn!“ für viel mediale und bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Die war übrigens auch mit der Verschiebung nicht einverstanden, denn die entpuppte sich als Mogelpackung. Tatsächlich sollte der alte Kasten abgerissen und 30 Meter weiter – über dem zukünftigen U-Bahnhof Heinrich-Heine-Alle – ein neues Gebäude mit denselben Maßen errichtet werden. Die alte Sandsteinfassade sollte vor dem Abriss abgetragen und später dem neuen Haus appliziert werden.
Weil Horten mitspielte (und indirekte Subventionen im hohen siebenstelligen DM-Bereich) kassierte, setzten sich die Stadtplaner durch. Polnische Spezialisten bauten die Sandsteine Stück für Stück ab, nummerierten jeden Brocken und brachten ihn ins Lager nach Volmerswerth. Dort wurden beschädigte Stücke von begabten Steinmetzen repariert und fehlende Steine nachgemacht. Das Anbringen der alten Fassade am neuen Haus zog sich über beinahe anderthalb Jahre hin, aber im September 1984 konnte das neue Carsch-Haus als Horten-Filiale eröffnet werden. Bei den Reliefs, die beide Haupteingänge umrahmen, handelt es sich nur teilweise um die Originale. Wenn man sich die Steine am Eingang vom Heinrich-Heine-Platz aus anschaut, kann man erkennen, welche Stücke „echt“, welche später nachgearbeitet sind.Das als Hinweis abgebildete Relief zeigt möglicherweise die Allegorie eines Sternbilds – das schrieb uns einer unserer Düsselquiz-Fans im Rahmen seiner Lösung:
Es handelt sich vermutlich um das Sternbild Orion (Sohn des Poseidon). Der Stern (Lepedus) befindet sich unterhalb des Orion am Sternenhimmel.
„Orion ging mit seinen beiden Hunden, einem großen und einem kleinen, auf die Jagd. Als mutiger Jäger nahm er mit jedem Tier den Kampf auf. Er hatte aber auch ein Herz für Tiere! Als der große Hund eines Tages einen Hasen hetzte, suchte der Hase Schutz zu Orions Füßen. Orion hatte halt ein gutes Herz! Das Sternbild Hase findet sich zu Füßen des Orion, verfolgt vom Großen Hund!“
[Apropos: Obwohl sich laut unserer Statistik gut 300 Leserinnen und Leser diese Quizfrage angeschaut haben, sind nur drei richtige Lösungen eingegangen – also war es dieses Mal wohl nicht ganz so einfach. In der Hitliste der Düsselquiz-Löserinnen und -Löser hat sich eine Spitzengruppe mit drei Mitglieder abgesetzt – eines davon hat sich so weit abgesetzt, dass ihm der Gesamtsieg des Düsselquiz 2017-Wettbewerbs nicht mehr zu nehmen ist, obwohl noch eine Folge kommt.]