Stadt ist Veränderung. Das betrifft nicht nur Bauwerke, die gebaut und wieder abgerissen werden, und den Verlauf von Straßenzügen, sondern auch Straßennamen. Aktuell wird in Düsseldorf heiß darüber diskutiert, die Namen von Straßen zu ändern, die nach Kolonialbeamten und -militärs benannt wurden; die Namen von Größen des NS-Regimes hat man ja schon in den 50ern weitestgehend ausgemerzt. Die Straße, nach der dieses Mal gefragt wird, steht planerisch für die ganz großen Veränderungen Düsseldorfs vom Residenzstädtchen zur Großstadt. Und man hat sie schon mehrfach umgetauft – zuletzt im Jahr 1963.

Frage: Welche Straße wird gesucht, und wie heißt sie aktuell: Heinrich-Heine-Allee

Allzu schwer war diese Frage anscheinend nicht, denn insgesamt prasselten zwölf richtige Lösungen auf uns ein – eine davon nach dem Einsendeschluss, aber wir wollen mal nicht so sein… Tatsächlich handelt es sich um die Straße zwischen der Rampe der Oberkasseler Brücke und dem Wilhelm-Marx-Haus, die am 26. September 1963 offiziell nach dem vielleicht größten Sohn der Stadt benannt wurde. Entstanden ist die Allee um 1807 – zunächst noch namenlos – auf den Befestigungen am östlichen Stadtrand. Sukzessive wurde die Straße zum 40 Meter breiten Boulevard ausgebaut und 1811 auf kaiserliches Dekret hin von Königstraße in Boulevard Napoleon benannt. Aber dieser Name galt nur bis 1813.

Dann hieß sie mal Lindenallee, erneut Königstraße, Friedrichstraße und eben Alleestraße – je nachdem, wer in Düsseldorf gerade das sagen hatte. Lange Zeit hieß die Allee nach dem ersten Weltkrieg dann Hindenburgwall – man erinnere sich: Der hochdekorierte General, mit dessen Wahl zum zweiten Reichspräsidenten 1925 das böse Ende der Weimarer Republik eingeläutet wurde. In der Zeit des NS-Regimes blieb dieser Name natürlich, schließlich hatte Paul von Hindenburg 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler gemacht. Klar, dass dieser Name direkt nach dem Ende dieser Ära wieder getilgt wurde und man zum unauffälligen Alleestraße zurückkehrte.

In der Phase des gewaltigen Wachstums der Stadt durch die Industrialisierung war dieser Boulevard das Herz der Stadt, denn die Königsallee hatte ihr die Rolle als Flaniermeile noch nicht streitig gemacht. Attraktionen waren vor allem das Stadttheater (heute Opernhaus), der Musikpavillon (heute als Nachbau am Carschhaus) und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das später zum Martin-Luther-Platz umzog. Auf der westlichen Seite gab es jede Menge Läden, und Mutter Ey hatte hier ihre Galerie. Auch der Breidenbacher Hof und das Warenhaus Tietz (heute Kaufhof) lagen an dieser Straße. Man sieht: Die heutige Heinrich-Heine-Allee (die gleichnamige U-Bahnstation gilt heute als das Tor zur Altstadt) hat nicht nur oft den Namen gewechselt, sondern auch viele, massive bauliche Veränderungen erlebt.

Schade ist, dass man die Allee nach dem Krieg dem Prinzip der „autogerechten Stadt“ geopfert hat, wodurch sie bis heute ihre Rolle als Flaniermeile nie wiedergewonnen hat.

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