Das haben wir ja noch nie gemacht: Eine Platte besprochen und dann gleich in der Rubrik „Empfohlen“ einsortiert. In diesem Fall muss es aus vielen Gründen sein. Einer davon ist: Wir finden das Album der Düsseldorfer Truppe Cashbar Club mit dem Frontmann, Sänger und Songschreiber Marcus „Opa“ Haefs einfach gut. Über die anderen Gründe wird dann noch zu reden sein. Wenn eines schade an der Scheibe mit dem simplen Titel „Welcome to the Cashbar Club“ ist, dann dass die Coverversionen bekannter Punk-Schlager unter den fünfzehn Titeln die englischsprachigen Titel in der Mehrheit sind. Denn Songs wie das schon bekannte „Kein schöner Land“ und „Das bisschen Untergang“ mit ihren klugen deutschen Texten müssen sich hinter dem Material, ähem, anderer Düsseldorfer Bands nicht verstecken.

Und wenn es eines gibt, was man dem Cashbar Club vorwerfen könnte, dann dass sich diese eigenen Lieder (natürlich) schon ein bisschen nach Toten Hosen anhören. Warum auch nicht? Denn inzwischen stehen die Hosen für ein neues Genre, nämlich (punk)rockige Titel mit klaren deutschen Texten. Wie es sie unter anderem auch von den Broilers gibt, die ja von eher schlichten Gemütern schon als „Nachfolger“ etikettiert werden. Oder Feine Sahne Fischfilet und eine Menge anderer Truppen, die eben keinen Herzschmerz per scheinschlauem Wortgeklingel in die Charts schubsen.

Nein, da ist der Cashbar Club aus anderem Holz geschnitzt: der Geschichte des Punk verpflichtet, der Aktualität zugewandt. Der historische Part wird auf dem frisch gepressten (oder sagt man bei einer CD „gebrannten“?) Scheibe in Form von Coverversionen dargeboten. Nicht von den mittlerweile schon partytauglichen Gassenhauern der Szene, sondern als spannende Auswahl von Lieblingsstücken. Im Wort „Liebling“ steckt das Wort „Liebe“, und die Liebe zu dem was sie tun, merkt man den Insassen dieses exklusiven Clubs jederzeit an. Und wer den Cashbar Club je live erlebt hat, weiß auch um die Tonnen an Energie, die von den Herren mittleren Alters in den Ring geworfen werden.

Auch wenn die Musikanten rein alltagspraktisch maximal Halbprofis sind, haben sie doch ein Album vorgelegt, das bis ins Detail hochprofessionell daherkommt. Das beginnt schon mit dem Foto auf dem Cover, einer Szene die der Düsseldorfer (Presse)Fotograf der Extraklasse, der Schotte David Young währen der G20-Proteste in Hamburg festgehalten hat und die für vieles passt, was in dem Song „Das bisschen Untergang“ im Text steckt. Die Professionalität geht weiter mit der Qualität der Produktion, die bis ins Detail stimmig ist und die Songs schon im akustisch minderwertigen Streaming genießbar macht.

Natürlich ist ein weiterer Grund, dieses Album positiv zu besprechen, dass es sich beim Cashbar Club um eine Band aus Düsseldorf handelt, die in unserer schönen, kleinen Großstadt tief verwurzelt ist. Außerdem hat DJ Opa unserem Chefred das eine oder andere Bier sowie ein signiertes Exemplar der CD und sonstige Bestechungsgeschenke versprochen. Wie konnten wir das Album „Welcome to the Cashbar Club“ da ignorieren…

Das bisschen Untergang

2 Kommentare

  1. Peer Plexxx am

    Äh… Ich freue mich ja über die durchweg positive Kritik der Platte, aber überwiegend Coverversionen? Von den 15 Titel sind genau 2 Coverversionen auf der Platte. Der Rest ist eigenes Material.

    • Rainer Bartel am

      Oh, da haben wir was falsch verstanden. Und korrigieren das natürlich gern.