Es sind doch die Tore, die den Fußball erst so richtig schön machen – Fortuna schenkte den Fans gestern gleich drei davon.
Analyse · Nach einem Spiel wie diesem würde Euer ergebener Fortuna-Spielebetrachter eigentlich nur von den wunderbaren Tore erzählen. Neben solchen zauberhaften Buden verblasst das ganze analytische Geschreibe über Systeme und taktische Grundordnungen, über Räume und Laufwege völlig: Das ist Theorie, Tore sind die Praxis. Und doch muss dieses aufregende Spiel auseinandergefieselt werden, denn es gab viel zu beobachten, zu bemerken und zu lernen. [Lesezeit ca. 10 min]
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Es ist ein pawlowscher Reflex der den Fußball beschreibenden Zunft, von einer „Notelf“ oder einem „letzten Aufgebot“ zu schreiben, wenn eine hinreichende Anzahl sogenannten „Stammspieler“ verletzungsbedingt ausfällt. So natürlich auch gestern vor dem Spiel unserer glorreichen Fortuna gegen den FC Hansa Rostock. Tatsächlich standen den Coaches nur elf offizielle Insassen des Profikaders zur Verfügung. Weil Dawid Kownacki sich spielfähig gemeldet hatte, waren es kurzzeitig zwölf, aber dann musste Nana Ampomah leider, leider wegen einer Oberschenkelsache passen (vermutlich hätte er sonst in der Startelf gestanden).
Wie der Ergebene in seinem Vorbericht vorhersagte, musste dieser Anfang der Woche noch heftig verschnupfte Herr Kownacki die einzige Spitze geben. War aber angesichts des Fehlens von Rouwen Hennings und Daniel Ginczek nicht schwer zu prophezeien. Wäre Dawid nicht fit (genug) gewesen, hätte Emma Iyoha diesen Job übernehmen müssen. War dann auch klar, dass Emma den Dawid ersetzen würde, liefe dessen Tank leer. Und genau so kam es.
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Ob man wirklich den MVP (most valuable player) einer Partie auswählen muss, steht auf einem anderen Blatt, aber für den gestrigen Fluchtlichtabend kann es nur einer sein: Dawid Kownacki! Der ständig als teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte gebrandmarkte Pole, den viele schon abgeschrieben hatten, machte nicht nur die schönste Hütte des Tages (der Woche, des Monats), sondern legte Cello auch noch das 2:0 per Doppelpass auf den Schuh und war ansonsten ständig im Mittelpunkt des Geschehens, machte Kilometer um Kilometer und kämpfte um jeden Ball. Eine wahrliche Weltklasseleistung.
Womit wir dann auch schon beim 1:0 aus der 10. Minute sind. Wie erhofft waren die Burschen in den roten Leibchen von Beginn an konzentriert zu Werke gegangen, und kurz vor diesem Tor schlug unser Torwart Nummer 1, Florian Kastenmeier, einen Abschlag über 65 Meter maßgemacht auf den Fuß von Felix Klaus. Und wäre der gute Felix ein Knipser (was er nicht ist), dann hätte es schon da gescheppert. Aber anschließend sieht es nach einem langsamen Aufbau aus. Tim Oberdorf, eingesetzt als rechter Innenverteidiger, nähert sich der Mittellinie, sieht etwas und schlägt einen halb steilen, halb diagonalen Pass.
Also: Tim Oberdorf schlägt einen Pass in die rechte Ecke des gegnerischen Sechzehners. Da läuft Dawid Kownacki ein, und dieser Teufelskerl nimmt den Ball volley, um ihn in einen strammen Bogenschuss zu verwandeln. Da hätte der Rostocker Keeper stehen können, wo er wollte, an diesem herrlichen – wie gesagt – mit dem rechten Fuß volley aus der Luft genommenen, platzierten Schuss hatte er nichts zu halten. Fassen wir zusammen: Traumpass von Tim Oberdorf, weltklassische Ballannahme durch Dawid Kownacki, perfekter Schuss = 1:0 in der 10. Minute. Eines der schönsten Fortuna-Tore der letzten zehn, zwanzig Jahre.
F95-Frauenfußball: In ihrem allerersten Heimspiel gewannen die U17-Juniorinnen der glorreichen Fortuna auf dem Helmut-Pöstges-Platz am Flinger Broich gegen den TSV Urdenbach mit 18:0.
Die jungen Frauen in Rot waren vor gut 200 Zuschauer:innen den Kontrahentinnen in jeder Beziehung deutlich überlegen und boten eine hervorragende Leistung. Der erste Schritt in Richtung Bundesliga ist gemacht.
Bis dahin hatte es nur einmal ein kurzes Aufregerchen gegeben, weil ein Rostocker versucht hatte, den wie üblich ein bisschen weit vor seinem Kasten stehenden Flo auszutricksen. Ansonsten war nur die Fortuna am Drücker. Und spätestens da stellt sich die Frage: Notelf? Ernsthaft? Wenn eine Innenverteidigung gebildet aus Tim Oberdorf und Chris Klarer als Notlösung gesehen wird, muss man am Fußballverstand derjenigen zweifeln, die es so sehen. Im Gegenteil: Eurem zutiefst Ergebenen hat das Duo aus Tim und Chris deutlich besser gefallen als die eigentliche Stammpaarung aus Käpt’n Hoffmann und Jordy de Wijs zuletzt.
Und dann war da noch dieser fast klein und schmächtig wirkende Michal Karbownik als linker Außenverteidiger. Der Junge brannte, der wollte zeigen, was er drauf hat, der war supersicher in der Defensive, schob aber ein ums andere Mal stark nach vorne, um Kris Peterson in Szene zu setzen, und, wenn nötig, half er mal eben im defensiven Mittelfeld aus. Grandioser erster Startelfauftritt! Und auch da stellt sich die Frage: Karbownik eine Notlösung? Also, bitte… Wenn man weiter auf dem Thema rumreiten will: Welche Stammspieler standen denn überhaupt auf dem Platz? Neben Kastenmeier waren dies Matthias Zimmermann, der inzwischen zu Recht als Routinier bezeichnet werden darf (und das ist als Kompliment gemeint), Cello Sobottka, von dem noch die Rede sein wird, und Felix Klaus.
Und wenn wir schon bei Cello sind, dann müssen wir noch einmal darüber nachdenken, ob nicht vielleicht er der „Man of the Match“ war. Alle Angriffszüge, die nicht über die Flügel liefen, hat er initiiert und/oder kontrolliert, alle! Die Zahl seiner Balleroberungen sprengte jede Strichliste, und dieses Tor…
Auch für ihn gilt die Aussage: Der Junge brannte! Der wollte alles. Und wieder eroberte er in der 29. Minute einen Ball mit maximalem Körpereinsatz, tankte sich durch, legte nach links ab auf den mitlaufenden Dawid Kownacki (der in dieser Situation genau erkannte, was los war – man nennt es Fußballinstinkt), tankte sich weiter durch bis in den Sechzehner, bekam das Ei per Doppelpass von Dawid, und wenn man Cellos Gesicht in der TV-Nahaufnahme sieht, dann erkennt man: Dieses Tor hätte er um jeden Preis gemacht, um jeden Preis!
Ach so, haben die Hanseaten auch mitgespielt? Na ja… Dieser Pröger meinte, sich mit Flo Kastenmeier anlegen zu müssen, der ihn aber auch maximal provozierte. Er legt sich den Ball zum Abschlag hin, Pröger läuft ihn an, Flo nimmt den Ball auf, Pröger dreht schon fast ab, da legt Kastenmeier die Pille wieder hin, und der Rostocker fällt drauf rein und foult unseren Keeper – so Sachen halt. Ansonsten war es vor allem Chris Klarer, der – ja nachweisbar! – jedes Kopfballduell gewann, sodass über die Mitte Richtung F95-Bude gar nichts ging. Den Rest erledigte Tim Oberdorf, und die Seiten waren dank Michal Karbownik und Zimbo Zimmermann eh dicht.
Dem Hansa-Trainer fiel auch auf, dass seine Buben im Mittelfeld gar nichts gebacken kriegten und wechselte den besonders schwachen Mann dort noch vor der Pause aus. Vorne hat Rostock eh nur zwei Klopper, die in der laufenden Saison vor allem durch Erfolglosigkeit auffallen. Überhaupt spielen die ein merkwürdiges 3-3-2-2, das eher nach Fünferkette sowie einer Spitze und einem hängenden Neuner aussieht. War aber auch egal, weil die Fortuna an diesem Abend, motiviert von gut 24.000 Heimzuschauer:innen, einfach gegen jeden Gegner und jedes System gut ausgesehen hätte.
Wobei: Was die Sache ein wenig unrund machte, war die Tatsache, dass die Rotweißen in der ersten Halbzeit das 3:0 nicht machten. Was in der Statistik als Torschüsse von Hansa gewertet wurde, bestand aus einer abgefälschten Flanke, die Flo Kastenmeiner entschärfte, und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einem abgefälschten Aufsetzer, den unser Keeper aber ebenfalls sicherte.
Zurück aus der Kabine ließen es unsere Jungs erst einmal ruhig angehen. Viel zu ruhig, wie nicht wenige Fans auf der Süd meinten. Denn die hatten erkannt, dass die Emotion der wesentliche Treibstoff der erfolgreichen ersten Hälfte war. Wie überhaupt dieser vorsichtige Aufbau, diese häufige Hintenrum-Spielerei irgendwie nicht zu unserer innig geliebten Fortuna passt. Fortuna wird in Heimspielen immer dann gefährlicher, wenn die Gefühlswogen hochschlagen. Und das gelang in Hälfte Eins. Und plötzlich hatten die Gäste das Übergewicht und übernahmen den größeren Anteil am Ballbesitz.
Gleichzeitig ließ die Bissigkeit der Fortunen, dieser unbedingte Wille, jeden Ball zu erobern, deutlich nach, sodass Hansa die Roten auch in der Zweikampfquote übertraf. Bei aller Offensivschwäche sah es aus, als könnte das Spiel kippen. Von außen ließ sich das nicht durch Einwechslungen ändern, der Impuls, wieder in die Vollen zu gehen, musste aus dem Team auf dem Platz kommen – oder eben von den Fans. Denn auch die Süd hatte in den ersten 45 Minuten – angepeitscht von den Ultras und den Nimmermüden oben im 160er – enorm Druck gemacht. Die wunderschöne Choreo hatte dafür den Boden bereitet. Der Versuch, dieses neue „Kurvenlied“ durchzusetzen, schlug dann aber leider doch ein wenig auf die Stimmung.
Es war klar: Das dritte Tor musste her. Nun sah man Dawid Kownacki aber auch deutlich an, dass der seine Körner weitestgehend verputzt hatte, und so kam folgerichtig Emma Iyoha. Er und Jorrit Hendrix ersetzten in der 71. Minute den Torschützen und Shinta Appelkamp, der enorm fleißig gespielt, aber zu wenig erreicht hatte. Was bei dem Jungen auffällt: Der denkt zu oft um die Ecken, der verpasst es zu oft, den einfachen Ball zu spielen. Das galt gestern übrigens auch für Geburtstagskind Ao Tanaka, der über alles gesehen schwächster Fortune auf dem Platz war.
Kommen wir also zum erlösenden dritten Tor. Und daran hat der eben mild geschmähte Tanaka einen Riesenanteil. Ein Rostocker leistet sich im Mittelfeld einen üblen Fehlpass. Cello Sobottka schaltet schnell und schiebt das Ei rüber auf Ao, der die Pille fein in den Lauf von Emma treibt. Unser Düsseldorfer Jung ist exakt im richtigen Moment exakt im richtigen Tempo in die exakt richtige Richtung gestartet, nimmt den Ball perfekt mit, kommt nicht ganz frei vor den Hansa-Keeper und drückt ihm die Kugel durch die Beine ins Netz.
So sehr hat sich der Ergebene selten über ein Tor gefreut, weil er es diesem hochsympathischen Kerl und begabten Fußballer, der schon so viel leiden musste, so sehr gönnt. Emma Iyoha kommt in der 71. rein, übernimmt die Spitze und macht in der 76. die Bude – schöner geht’s kaum.
Danach brannte nicht mehr viel an. Jedenfalls nicht so viel wie nach dem 2:1 für die Rostocker in der 61. Minute zu befürchten war. Zugegeben, ein fein herausgespielter Treffer, der seinen Ausgangspunkt aber bei einem von Michal Karbownik verpassten Pass nahm und einen Hansa-Mann erreichte, der Cello Sobottka entwischt war. Und die restliche Verteidigung stand auch nicht so optimal da.
Das dritte Tor zog dem FC Hansa dann endgültig den Zahn, man sah den Kickern in Blau die Resignation deutlich an, und auch die Rostocker Fans, die nach einer schönen Choreo ordentlich Alarm gemacht hatten, ließen jede Hoffnung fahren. Dass dann noch Kudschu Baah, Daniel Bunk und Elione Neto eingewechselt wurden, darf als Geschenk von Trainer Thioune an die Youngster betrachtet werden, denen die Fortuna-Zukunft gehört. Neto ist nun mit knapp siebzehn Jahren (er hatte erst Ende August Geburtstag) der jüngste Fortune, der je in einem Punktspiel auf dem Platz stand. Aber der arme Kerl musste leiden, war schon zum Einwechseln rangeholt worden, hatte sich schon ungezogen, musste dann aber noch einige Minuten waren, bis er auflaufen durfte.
Tja, und das ist nun die wirkliche Sichtweise auf das Thema „Notelf“ – wir sahen zum Schlusspfiff einen Ausblick auf die erste Herrenmannschaft der Fortuna – sagen wir mal – der Saison 2023/24. Denn dann werden Rouwen Hennings und Daniel Ginczek wohl nicht mehr erste Wahl sein, Andre Hoffmann und Matthias Zimmermann vielleicht auch nicht mehr. Da werden eben genau wie gestern Burschen wie Iyoha (24), Appelkamp (21), Tanaka (24), Klarer (22), Karbownik (21), Uchino (21), Bunk (18), Baah (18), Neto (17), Savic (17), Vukancic (22), Gorka (20) und noch mehr Jungs aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Platz stehen. Dies als Appell: Liebe Fortuna-Fans, schaut nicht immer nur auf die erste Mannschaft, macht euch mal mit unserem wunderbare Nachwuchs vertraut.
2 Kommentare
Gut beschrieben das wir mit Klarer und Oberdorf eine super IV haben (da müsste der Trainer mal die ….. haben und de Wijs auf der Bank lassen). Karbownik hätten wir Fans wahrscheinlich in den nächsten Wochen gar nicht gesehen (weil DT ja den Franzosen nicht raus nimmt), aber der Junge ist richtig stark und auch schnell, kann vielleicht sogar LM spielen (Kompliment an das Scouting). Ich fand Petersson den schlechtesten Spieler auf dem Platz.
Dies als Appell: Liebes Trainerteam, schaut nicht nur auf die bekannten Protagonisten, macht euch mal mit unserem Nachwuchs vertraut und mehr Mut einfach den Jungs mal mehr Spielzeit geben.
Mein erstes Heimspiel in dieser Saison (das schlechte Mobilfunknetz in Verbindung vielen Bereitschaftsdiensten machen es leider immer komplizierter) und ich bin belohnt worden und war mal nicht auf die Berichterstattung dieser Seite angewiesen um etwas vom Spiel zu erfahren.
Bei Kownacki möchte ich nicht nur die Laufleistung erwähnen, sondern seine Freude daran, dem Gegner ständig auf den Füßen zu stehen, mit ihm zu diskutieren und ihn somit zu ärgern und zu Fehlern zu zwingen. Und da konnte man bei dem Spiel den großen Unterschied zu Iyoha sehen. Kownacki mit ständiger Suche nach Körperkontakt im Gegensatz zu Iyohas sanftem Antraben und Abdrehen. Ersteres hinterlässt einfach einen motivierteren Eindruck, dessen sich der Gegner dann auch nicht entziehen kann, wohingegen Letzterer vielleicht eher unterschätz wird und nicht so sehr im Augenmerk des Gegners steht.
Warum musste Tanaka nach seiner Verletzung gefühlt eine kleine Ewigkeit an der Außenlinie warten, wohingegen ein Rostocker sofort wieder hereingewunken wurde? Nur eine von vielen, im Einzelfall absolut unwichtigen Entscheidungen, die aber das übliche Gefühl des „keiner mag uns“ zurücklassen.
Warum mussten die Rostocker bei Auslaufen die Verabschiedung unserer Mannschaft stören bzw. zerstören? Macht man das jetzt so?
Tanaka hätte ich nicht als schwächsten Fortunen gesehen, eher etwas übermotiviert und dadurch unsauber in Abschluss und Passspiel, mehr Sorgen bereitet mir eigentlich der arme Peterson der irgendwie ganz anders auftritt als letzte Saison.