Rätsel · Nachdem der letzte Düsselquiz offensichtlich recht schwer war, folgt ein relativ einfaches Rätsel. Nein, es geht nicht darum, den abgebildeten Google-Maps-Ausschnitt zuzuordnen; es steht ja dran, dass es sich um den Reeser Platz in Golzheim handelt. Nun sind ja die meisten Plätze der Stadt rechteckig. Dieser aber weist am Westende einen Bogen auf. Da stellt sich doch die Frage, warum? [Lesezeit ca. 3 min]

Frage: Warum hat der Reeser Platz am Westende einen Bogen: Weil es dort bis 1997 eine Wendeschleife für Straßenbahnen gab

Unterstützt TD! Dir gefallen unsere Düsselquiz-Fragen? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Unterstütze uns durch das Abschließen eines Abos oder durch den Kauf einer Lesebeteiligung – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

Grundsätzlich war die Frage wohl doch recht einfach lösen. Eine Rekordzahl von 20 Einsendungen kamen an, 19 Leser:innen fanden die richtige Lösung; fünf davon lieferten teils sehr ausführliche Informationen – vielen Dank dafür! Tatsächlich handelt es sich um die Reste einer Wendeschleife für Straßenbahnen. Eingerichtet wurde sie erstmals schon bei der Verlängerung der Linie 10 bis zum Rheinstadion im Jahr 1927. Denn die Bahn fuhr nur für Veranstaltungen bis dorthin; ansonsten war der Reeser Platz die Endhaltestelle.

Weil den örtlichen Nazis der Erfolg der Ausstellung Gesolei von 1926, die sich durchaus bunt und überhaupt nicht nationalistisch gegeben hatte, ein Dorn im Auge war, wollte man eine mindestens ebenso große Ausstellung ganz im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie veranstalten. Schon Mitte 1933 begannen die Planungen für die Veranstaltung, die in der damals noch weitgehend unbebauten Golzheimer Heide stattfinden sollte – und zwar rund um die 1923 eröffnete Neue Kunstakademie. Drei Themen hatte man vorgesehen: „neues deutsches Wohnen“, „neues deutsches Arbeiten“ und eben „neue deutsche Kunst“. Ganz im Sinne der Nazis hieß die Ausstellung dann auch „Schaffendes Volk„.

Um die Menschenmassen zu bewältigen (es kamen über sechs Millionen Besucher) und ein Beispiel für ein modernes ÖPNV-System zu geben, wurde die Wendeschleife am Reeser Platz zur Haltestelle für die Gäste. Dazu wurde die Linie 20, die bisher in einer Wendeschleife an der Uerdinger Straße geendet hatte, bis dorthin verlängert. Für die Ausstellung hatte man die Kaiserswerther Straße auf einer Länge von 1,5 Kilometern verbreitert, Gleise in die Mitte gelegt und Bäume zu beiden Seiten gepflanzt – der heutige Zustand samt Kopfsteinpflaster spiegelt diesen Zustand wider. Fahrgäste, die am Reeser Platz ausstiegen, wanderten dann nordwärts bis zum Haupteingang mit den beiden monumentalen Skulpturen der Rossebändiger. 1939 wurde die Linie 20 bis zum Freiligrathplatz verlängert, sodass die Wendeschleife am Reeser Platz kaum noch genutzt wurde.

Nach dem Krieg wurde die Linie 20 zugunsten der 10 eingestellt, die 1970 im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Messegeländes einen neuen Endbahnhof am Europaplatz bekam. Erst ab diesem Zeitpunkt wurden Rheinstadion (samt Schwimmbad) und Messe regelmäßig angefahren, die Bedeutung des Reeser Platzes als Wendeschleife ging zurück. Stattdessen stellte die Rheinbahn hier bei Veranstaltungen zusätzliche Züge ab, um gegebenenfalls die Frequenz bei der An- und Abfahrt zu erhöhen. Damals verliefen vier Gleise die Kaiserswerther Straße entlang, dies vor allem, um den Betrieb der D-Bahn nach Duisburg von dem der Linie 10 zu entkoppeln. Als aber die oberirdischen Strecken der U-Bahn in den Neunzigerjahren auf den neuen Stadtbahnstandrad aufgerüstet wurden, wurde die Kaiserswerther Straße auf zwei Gleise zurückgebaut und mit Hochbahnsteigen ausgerüstet. Aus diesem Grund wurde die Wendeschleife am Reeser Platz 1997 zum Fahrplanwechsel aufgegeben. Angeblich wurden die Schienen nicht vollständig entfernt – leider habe ich es nicht geschafft, dieses Gerücht zu überprüfen.

Kommentare sind gesperrt.