Rätsel · Stadt ist Veränderung, schon klar. Und unser Städtchen hat sich in den vergangenen rund 70 Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ganz schön tiefgreifend verändert. Gegen das, was sich auf dem Gebiet des heutigen Düsseldorfs zwischen etwa 1840 und 1910 abgespielt hat, wirkt das Ganze fast wie Kindergeburtstag. Zunächst die Eisenbahn, dann die galoppierende Industrialisierung kehrten besonders am östlichen Rand der Stadt das Unterste zuoberst. Gerade Flingern und Oberbilk waren in höchstem Maße betroffen. [Lesezeit ca. 2 min]
Und zwar so, dass Straßen angelegt, umbenannt, in der Streckenführung verändert und schließlich gleichzeitig als Bahnstrecke genutzt wurden. Von einer dieser Straßen ist heute ein eher beschauliches Stück zwischen zwei stark befahrenen Straßen unter dem ursprünglichen Namen – der sich übrigens auch auf eine Eisenbahnlinie bezieht – übriggeblieben.
Frage: Von welcher Straße ist hier die Rede? Ruhrtalstraße
War wohl schwer. Von neun Einsender:innen haben zwei die richtige Lösung gefunden, wobei der Mitratende, der die beste Erklärung geliefert hat, dann doch die Kiefernstraße nominiert hat. Trotzdem richtig, denn die untere Kiefernstraße, also der Teil, der zur Fichtestraße zeigt, war früher ein Stück der Ruhrtalstraße. Die wurde irgendwann um 1900 herum so zu Ehren der Ruhrtalbahn getauft, einer der Ur-Strecken in unserer Region. Die Ruhrtalstraße entstand im Zuge des Baus des Kraftwerks Flingerns und der zugehörigen Gasanstalt am Höherweg (der schon immer so hieß und schon immer so verlief wie heute). Das Gelände, auf dem bis in die Achtzigerjahre der große Gasometer stand, war ab etwa 1875 an das rasant wachsende Eisenbahnnetz angeschlossen, durch einen Abzweig, der heute noch quer durch Flingern bis zum Staufenplatz verläuft, eben auch mit der Ruhrtalbahn. Deren Hauptzweck war nämlich der Güterverkehr; die Quellen machen nicht ganz klar, ob es auf der Strecke überhaupt je Personenverkehr gab. So kam die Kohle aus dem Pott zum Kraftwerk.
Aber eben auch weiter ins Oberbilker Industriegebiet, zu dem auch das gewaltige Stück Land zwischen Lierenfeld und dem Hauptbahnhof zählte. Die Gleise für die Versorgung der Stahl-, Draht- Röhren- und Kesselwerke liefen durch die heutige Ruhrtalstraße und kreuzten auf Höhe der Fichtenstraße die Strecke der schon 1838 eingerichteten „Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn“, die bis zum Endbahnhof am heutigen Graf-Adolf-Platz führte.
So. Und der oben gezeigte Ausschnitt aus einem Stadtplan von 1906 konterkariert all diese Aussagen doch in erheblichem Maße. Da verlaufen keine Gleise durch die Ruhrtalstraße, sondern parallel, aber etliche Meter entfernt. Auch durch die damals schon komplette Kiefernstraße genannte Straße verlaufen keine Schienen. Die Strecke der ehemaligen Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn ist als „Verlassener Bahnkörper“ gekennzeichnet. Das passt nur teilweise zu dem, was die Textquellen rund um die Ruhrtal- und die Kiefernstraße besagen. Dass es eine Gleisverbindung von der Gasanstalt zu den Fabriken gab, ist durch Fotos belegt. Der Verlauf wie im Stadtplan gezeigt erscheint plausibler als das, was die Texte aussagen. Leider ist mir dieser Stadtplan erst nach der Formulierung der Frage in die Hände gefallen. Als richtige Lösungen sollen also sowohl Ruhrtal- als auch die Kiefernstraße gelten.