Bericht · In Angermund gibt es ein weißes Haus, mit Türmchen und Erker und einer langen Geschichte. Diese begann im Jahre 1907, als das Haus Litzbrück erbaut wurde. Das angrenzende Hotel und Schwimmbad und Zimmer wurden später angebaut. Rasch wurde das Haus Litzbrück zum zweiten Wohnzimmer oder besser Salon der Angermunder und Anrainer. Alle Feste von der Taufe über die Kinderkommunion, die Konfirmation, die Hochzeit, runde Geburtstage, Jubiläen, Firmenfeiern und auch Trauerfeier wurden hier veranstaltet. Die Räumlichkeiten waren festlich, es gab ein Bauernstübchen mit Theke, ein Kaminzimmer, einen großen Saal mit Weinstube und die herrliche Terrasse mit Garten. Und es kam vor, dass Gäste, die einfach bleiben wollten, weil das Essen und der Wein so gut gemundet haben, einfach über Nacht in einem der Hotelzimmer geblieben sind. [Lesezeit ca. 3 min]

Nachdem die Eigentümer im Laufe der Jahrzehnte gewechselt hatten, übernahmen Johannes und Iris Christen vor mehr als zehn Jahren das Traditionshaus gleich gegenüber dem S-Bahnhaltepunkt Angermund. Die Lage war auch für Geschäftsleute ideal, die hier abstiegen und nur kurze Wege in die Stadt, zum Flughafen und zur Messe Düsseldorf hatten.

Unterstützt TD! Dir gefällt, was wir schreiben? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Unterstütze uns durch das Abschließen eines Abos oder durch den Kauf einer Lesebeteiligung – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

Vor einem Jahr kam der Abgesang

Vor einem Jahr hat die Familie Christen den Abgesang auf das Haus Litzbrück begonnen. Zwei Monate vor Corona haben die ehemaligen Eigentümer verkündet, dass die Angermunder sich daran gewöhnen müssten, dass es das Traditionshaus in der Form nicht mehr geben würde. Das war vor der Pandemie und für viele, die hier ein und aus gingen, ein herber Schlag. Haus Litzbrück gehört zu Angermund wie die Straßenholzschilder, die es nur hier gibt und die Rosenfelder. Daher der Name Rosenstadt.

Haus Litzbrück - die Lage (Screenshot: Google Maps)

Haus Litzbrück – die Lage (Screenshot: Google Maps)

Nachdem Iris und Johannes Christen vor etwa zehn Monaten verkauft haben, stellen sich viele Fragen um das Haus, ähnlich wie das verdorrte Efeu, das sich an den weißen Hauswänden hochrankt.

Der neue Eigentümer

Wer ist neuer Eigentümer? Und was hat er mit dem Traditionshaus vor? Die Salia Verwaltungs GmbH mit Sitz in Wesel hat das Haus erworben. Dahinter steht Werner Testrut, Unternehmer, dem auch der Kaufhof in Wesel gehört.

Wie Thomas Hecker, Immobilienbeauftragter bei Testrut, Mitte Januar mitteilte, hat die Firma Haus Litzbrück gekauft. Sie hätten im richtigen Moment zugeschlagen, sagt er. Nun sind sie in der Findungsphase, was mit dem Gebäude geschehen soll. Das Ursprungshaus, so bestätigt er uns, solle nach derzeitigem Kenntnisstand erhalten bleiben. Viele Ideen werden erörtert, auch eine Nutzung als Restaurant ist nicht ausgeschlossen. Dass die Anbauten im rückläufigen Teil abgerissen werden, davon geht er aus. Was dann an dieser Stelle entstehen soll, stehe derzeit noch nicht fest.

Was ist mit Denkmalschutz?

Im vergangenen Frühjahr hat Martin Schilling (CDU) aus der Bezirksvertretung 05 eine Anfrage an das Bauaufsichtsamt und die Untere Denkmalbehörde gestartet, um das Haus Litzbrück unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Die Antwort war ernüchternd: die gebäudlichen Veränderungen seien so stark, dass sich Denkmalschutz nicht lohnen würde.

Wir haben nachgefasst und am 15. Januar folgende Antwort vorliegen: „Der Vorgang ist als Prüffall vorgesehen,“ schreibt Mario Brembach vom Amt für Kommunikation. „Aktuell gibt es weder eine Bestätigung der Denkmaleigenschaft noch eine Ablehnung der Eintragung in die Denkmalliste. Die Überprüfung ist noch nicht abgeschlossen. Spätestens bei einer Anzeige der beabsichtigen Beseitigung wird das Gebäude als Prüffall aufgenommen,“ heißt es in der Erklärung weiter. Denkmäler sind nach § 2, Absatz 1 DSchGNRW Mehrheiten von Sachen und Teilen, an deren Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht. Die Untere Denkmalbehörde entscheidet mit dem Landschaftsverband Rheinland darüber. Es bleibt spannend.

Dass die Familie Christen nach zehn Jahren als Gastgeber von Haus Litzbrück ohne ein Abschiedswort die Rosenstadt verlassen hat, darüber sind nicht nur die Angermunder enttäuscht.