Porträt · Sie war einst und ist es noch immer: der Mittelpunkt von Angermund, die Burg am Ende der Graf-Engelbert-Straße. Um sie ranken sich viele Geschichten und Mythen, die bei den alljährlich im Oktober stattfindenden Nachtwächtertouren an interessierte Besucherinnen und Besucher weitergegeben werden. Grund genug, einen sorgsamen Blick auf die Geschichte der Burg der Stadt und Freyheit Angermund zu werfen.[Lesezeit ca. 4 min]

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Das mächtige Bauwerk wurde erstmalig im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Ausgerechnet der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg kaufte 1188 die Burg, die damals „Castrum Angermond“ hieß. Ob die Feindschaft zwischen Düsseldorf und Köln damals schon bestand, wissen wir nicht. Dass Angermund aber lange selbständig mit eigener Bürgermeisterei war, bevor es dann schließlich 1975 der Stadt Düsseldorf eingemeindet wurde, das wissen wir genau.

Das Tor der Kellnerei in Angermund

Das Tor der Kellnerei in Angermund

Was geschah weiter in der Burg von Angermund? Etwa hundert Jahre später ließ Graf Engelbert I., der Namensgeber der ältesten Straße von Angermund, die Burg umbauen, die sodann mit einem achtzehn Meter hohen Turm Eindruck machen sollte. Sie wurde eine mächtige Festung zur Verteidigung der Rosenstadt Angermund. Dass genau dieser Turm auf Befehl von Kurfürst Johann Wilhelm II. gegen 1716 abgerissen wurde, hatte gute Gründe. Denn räuberische Truppen ließen sich so leichter anlocken, weil sie die Ausmaße der mächtigen Burg auf große Entfernung erkennen konnten.

In den darauffolgenden Jahrhunderten blieb die Burg im Besitz des Erzstiftes Köln, das sie an Lehnherren weitergab. Hier waren Edelleute, Erzbischöfe, Grafen zu Hause und verliehen den dicken Burgmauern höfischen Glanz. Wer die Burg einmal von innen besucht hat und die Kellerräume inspizieren konnte, entdeckte auch Spuren von Gefangenen, die hier während des 13. und 14. Jahrhunderts eingekerkert und gefoltert wurden. Die Folterkammer lag etwa sieben Meter unter dem Schlossturm, so hörte niemand die Schmerzensschreie. Auch Frauen, die als Hexen verdächtigt wurden, mussten hier im dunklen Kellergewölbe verweilen und wurden getötet.

Blick auf die Angermunder Burg

Blick auf die Angermunder Burg

Spätestens im frühen 18. Jahrhundert hatte die Burg ihre Bedeutung als Festung verloren. Doch Angermund, die Stadt und Freyheit, war Verwaltungsmittelpunkt des Amts Angerland. Der damalige Amtmann von Angermund war sogar der Vorsitzende der hiesigen Schöffengerichte und somit auch Amtmann von Düsseldorf. Er hatte eine wichtige Bedeutung für die Verwaltung.

Seit dem 15. Jahrhundert war Angermund als Stadt anerkannt. Und weil die Stadt bedeutend war, musste sie kaum Abgaben an den Landesherrn zahlen. Dass die Burg inzwischen Mittelpunkt des Amts Angermund war, ist bekannt. Hier lieferten die umliegenden Bauernhöfe und die Landwirtschaften ihre Abgaben ab, die Vorräte wurden in den mächtigen Vorratsspeichern eingelagert. Deshalb heißt die Burg eben auch Kellnerei.

Blick auf die Kellnerei in Angermund

Blick auf die Kellnerei in Angermund

Schon Anfang der Achtzigerjahre wurde die Burg in Wohneinheiten umgewandelt, denn das alte Gemäuer verfiel zusehends. Heute residieren hier Eigentümer und Mieter in historischen Mauern mit Blick auf die umliegenden Felder und die Anger, den Fluss, der Angermund durchkreuzt.
Noch immer sieht das mächtige Bauwerk aus wie ein leicht unregelmäßiges Oval, das von breiten Wassergräben umgeben ist. Die Mauerwerke des dreistöckigen Hauptbaus sind aus Kalk- und Bruchsandsteinblöcken. Er ist nach Westen und Nordwesten ausgerichtet. Im obersten Stock gibt es noch ein paar gut erhaltene romanische Doppelfenster. Hier waren die Edelherren untergebracht, genauso wie der Amtmann und der Kellner, der Leiter der Kellnerei.

Über die Seite nach Nordosten gab es eine mächtige Zugbrücke in das Burgtor und weiter in den Hof der Burg. Die Befestigung des Tors ist beeindruckend, denn sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und trägt das Ravensberger Wappen. Und wer schließlich genug gesehen hat und die alte Burgfestung verlässt, wandelt auf der ältesten Straße von Angermund, der Graf-Engelbert-Straße. Hier reihen sich viele kleine alte Häuser aneinander, fast alle sind liebevoll restauriert, haben noch immer Hinterhöfe, umgebaute Scheunen, romantische Gärten.

Die Angermunder Burg mit dem Burggraben

Die Angermunder Burg mit dem Burggraben

Auch das Bürgerhaus, der Sitz des Angermunder Kulturkreises, das ziemlich am Anfang der Straße Richtung Kreisverkehr steht, besticht mit seinem Charme. Wenn der dörfliche Charakter der Rosenstadt, die ihren Namen von den umliegenden Freilandrosenfeldern erhalten hat, überhaupt noch besteht, dann vornehmlich hier. Am Ende der Graf-Engelbert-Straße geht es rund, denn ein Kreisverkehr, der vor etwa acht Jahren gebaut wurde, führt die Leute Richtung Ratingen-Lintorf, Duisburg-Rahm und nach Angermund.

Wenn die St. Sebastianer Bruderschaft Angermund 1511 e.V. am zweiten September-Wochenende ihr traditionelles Schützenfest feiert, wird stets am Straßeneingang das so genannte Nordtor aus Pappe und Holz nachgebaut, das die Straße verschließt. Passend dazu steht eine Stadttorwache bereit, die in prächtigen roten und weißen Kostümen aus Samt und mit üppigen Federhüten für Furore sorgen. Dass Angermund zahlreiche historische Gruppen hat, die jedes Jahr im September zum Festumzug viele Schaulustige von Nah und Fern anziehen, ist eine Tatsache. Doch das ist eine andere Geschichte.

[Alle Fotos: Gisela Wiemer]

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