Kaum 10 Minuten weg von der Innenstadt sieht es aus wie auf dem Land…
Bericht · Genau 214 Hektar groß ist das Naturschutzgebiet (NSG) Himmelgeister Rheinbogen, wobei das „N“ zwar für „Natur“ steht, das Gebiet aber ein lebendiges Beispiel für die niederrheinischen Kulturlandschaften sind. Das zeigt sich nicht nur in der ansässigen Landwirtschaft mit Äckern, Wiesen und Weiden, sondern in den für diese Landschaft typischen Kopfweiden, die nämlich vom Menschen so geformt wurden. Korbflechter schnitten Jahr für Jahr die biegsamen Triebe für ihr Handwerk, die Weiden schlugen neu aus und bildeten über die Jahre die Köpfe. Geformt wurde und wir die Landschaft immer noch durch den mächtigen Rheinstrom, der zwar seit gut 200 Jahren gezähmt und zur Wasserstraße umgebaut wurde, aber manchmal doch macht, was er will. Dann tritt er über die Ufer, und weite Teile des Himmelgeister Rheinbogens stehen dann unter Wasser. [Lesezeit ca. 4 min]
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Damit die Flut nicht auch noch die bebauten Flächen von Himmelgeist, Itter, Reisholz und Holthausen überflutet, hat man im Zuge der Rheinregulierung einen Deich durch den Rheinbogen gezogen. Und der ist stark sanierungsbedürftig. Nun fordern Naturschützer, nicht den alten Deich zu reparieren, sondern einen neuen, deutlich weiter landeinwärts gelegenen zu ersetzen, um so das NSG zu vergrößern. Dagegen hat die Stadt argumentiert, dass so Flächen für mögliche Wohnungsbebauung wegfielen. Seit Jahren geht der Streit hin und her, und nun hat das Oberverwaltungsgericht Münster der Klage des Naturschutzverbandes BUND nachgegeben. Heißt: Die Stadt Düsseldorf muss den Deich neu planen.
Bei einer Runde durch das NSG Himmelgeister Rheinbogen merkt man davon nichts. Nutzt man den fast schnurgeraden, asphaltierten Weg vom Parkplatz am Kölner Weg bis zu seinem südlichsten Punkt, ist es, als habe man die Stadt weit, weit hinter sich gelassen. Links öffnet sich eine weite Weidefläche, rechts macht ein Bauer gerade Heu, und ein paar Meter weiter lagern Kühe im Schatten der Bäume. Das Getreide auf den Feldern steht hoch, und wenn die Sommersonne scheint, fühlt man sich wie auf dem Land.
Das ändert sich ein bisschen, wenn man den Strand geht. Das ist einerseits oben an der ehemaligen Fähre nach Uedesheim möglich, oder gut zwei Kilometer weiter südlich über einen eingezäunten Feldweg. Denn dann holt einen die urbane Wirklichkeit wieder ein: Gleich gegenüber ragen die Schornsteine der Aluminiumfabrik in Norf auf. Bei klarem Wetter sieht man außerdem die künstlichen Wolken der Braunkohlekraftwerke.
Über die Strände wollen wir nicht viel reden. Direkt an der ehemaligen Fähre gibt es zwei, drei feindsandige Buchten. Die sind unter der Woche meist menschenleer, fast immer partyfrei und ruhig. Nach Süden hin werden sie immer steiniger, aber ein Spaziergang immer am Rhein entlang lohnt sich allemal.
Auch auf dem Fahrrad kann man den Himmelgeister Rheinbogen genießen. Man radelt über den erwähnten Fahrweg nach Süden, dann geht es weiter Richtung Reisholzer Hafen. Von da aus geht es gern weiter zum Benrather Schlosspark und nach Urdenbach.
Von den ersten Buchten aus geht der Blick Richtung Norden über den Strom hinweg nach Uedesheim und auf dieser Seite bis nach Flehe; die Fleher Brücke grüßt im Hintergrund.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, möge bedenken, dass es sich um eines der wertvollsten Naturschutzgebiete in Düsseldorf handelt. Auenlandschaften wie diese sind wegen ihres Reichtums an Pflanzen und Tieren wichtige Lebensräume.
Flora und Fauna sind reich, und hier findet man nicht nur den Steinkauz, sondern Glockenblumen, den Wiesen-Salbei, die Acker Witwenblume, die Kronwicke, den Wiesenknopf und die Herbstzeitlose. Diese Vielfalt zu schützen, sollten jeder:m Besucher:in des Himmelgeister Rheinbogens ein persönliches Anliegen sein.