Eigentlich war die grundsätzliche Idee für das große Umgestaltungsprojekt, das heute allgemein als Kö-Bogen bekannt ist, nicht umstritten, nämlich den großen, hässlichen ÖPNV-Knotenpunkt namens Jan-Wellem-Platz verschwinden zu lassen, damit der Teil des Hofgartens, der Landskrone heißt, mit dem Corneliusplatz und der Kö zusammenwachsen könnte. Die Entscheidung für die Wehrhahnlinie hatte den Weg freigemacht, weil die gesamte Ost-West-Verbindung auf der Schiene durch die U-Bahn überflüssig wurde. Die Überlegung, das im städtischen Besitz befindliche Jan-Wellem-Platz-Grundstück sowie den Bereich zwischen Gustaf-Gründgens-Platz und Schadowstraße zu verkaufen, um so den U-Bahn-Bau teilweise zu refinanzieren, stammte dabei noch vom 2008 verstorbenen OB Joachim Erwin. Aber genau gegen diesen Verkauf regte sich massiver Widerstand in der Bevölkerung, der nur dadurch keine Auswirkung hatte, dass die zugehörige Bürgerbefragung das nötige Quorum nicht erreichte. Zunächst war das ganze Ausmaß des Umbaus auch so recht keinem Bürger bekannt oder bewusst.

Widerstand gegen den Tausendfüßler-Abriss

Zum zweiten Mal regte sich nämlich Widerstand als bekannt wurde, dass der sogenannte Tausendfüßler, eine Hochstraße in der Nord-Süd-Achse fallen und durch einen Tunnel ersetzt würde. Die Planung bezog sich nun nämlich auf den gesamten Bereich von der Maximilian-Weyhe-Straße im Norden und der Blumenstraße bzw. der Börse im Süden, von der mittleren Schadowstraße im Osten bis zur Heinrich-Heine-Allee. Vielleicht dachten sich die Verantwortlichen, dass man lange und rigoros umbauen könne, weil dieser Teil der Innenstadt wegen der Wehrhahnlinie ohnehin zur Dauerbaustelle würde. Inzwischen wird das Ausmaß, aber auch die möglichen Auswirkungen des Gesamtprojekts sichtbar. Dabei ist der Kö-Bogen I mit dem Libeskind-Bau, dem verlängerten Weiher und der Treppe daran beinahe noch die geringste Veränderung. Zumindest von den Besuchern der Stadt wird dieser Teil gut angenommen, und die Düsseldorfer gewöhnen sich langsam daran.

Obwohl die Pläne über lange Zeit für jedermann einsehbar waren, hatte kaum jemand eine Vorstellung, was sich in Nord-Süd-Richtung durch den Wegfall des Tausendfüßlers enden würde. Zumal der eigentliche Plan, die Gebäude der sogenannten Tuchtinsel abzureißen und durch ein einzelnes, schlankes Hochhaus zu ersetzen, geplatzt sind. Dafür lässt sich die neue Fußgängerachse inzwischen ganz gut erkennen: Sie beginnt an der Johanneskirche, wo „Wilma Wunder“ einen außergewöhnlichen Gastropavillon betreibt und führt dann mit einer Platanenallee weiter bis zu der Stelle, an der früher der Fußgängertunnel von der Reitallee in diesen Teil des Hofgartens endete. Der Platz nördlich der Johanneskirche hat schon jetzt erheblich an Attraktivität gewonnen. In diesen Tagen wird zudem die Offenlegung der Düssel zwischen der Goltsteinstraße und der Landskrone fertig – eine Maßnahme, die zuvor technisch gar nicht möglich war.

Streit um den Bebauung am Gründgens-Platz

Viel internen, von der Öffentlichkeit nicht in allen Nuancen wahrgenommenen Streit gab es aber vor allem um die Neugestaltung des Bereichs zwischen dem Schauspielhaus und der Schadowstraße. Mal plädierte eine Ratsmehrheit dafür, den Platz durch Abriss zweier Gebäude noch weiter zu öffnen. Mal sollte nur eine Markthalle zwischen Dreischeibenhaus und Schadowstraße entstehen. Mal war von einer stinknormalen Blockrandbebauung die Rede. Aber dann siegte der Willen der Stadtoberen, noch mehr Geld einzunehmen. Dazu sollte das fragliche Grundstück ebenfalls verkauft und bebaut werden. Große Begeisterung löste dabei der Entwurf aus, der allgemein als „Ingenhoven-Tal“ bekannt ist, ein Ensemble aus drei massigen Baukörpern, deren einander gegenüberliegenden Flanken schräg aufeinander zu laufen sollten. Man versprach eine fast vollständige Begrünung der Dächer und der Flanken mit Hecken.

Wie massig, ja, beinahe gewalttätig die Baukörper wirklich sind, kann man aktuell sehr gut von oben sehen. Von der obersten Verkaufsetage des Bekleidungshauses Peek & Cloppenburg bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Baugrube, den Gustaf-Gründgens-Platz und auf das aktuell durch Sanierungsarbeiten betroffenen Schauspielhaus. Ob das Ingenhoven-Tal nach seiner Fertigstellung ein Schandfleck oder ein Highlight wird, dürfte sich vor allem daran entschieden, ob und in welchem Maße die versprochene Begrünung funktioniert. Bleibt sie so mager wie am Libeskind-Bau im Kö-Bogen I dürfte es Proteste hageln. Bis man das Ergebnis wird sehen können, dürften noch mindestens fünf, sechs Jahre ins Land ziehen. Ungefähr 2023 soll dann auch die Neugestaltung der Schadowstraße in diesem Bereich fertig sein. Erst dann werden alle Bauarbeiten abgeschlossen sein, die mit den ersten Baugruben für die Wehrhahnlinie vor jetzt schon elf Jahren begannen.

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