Wer mit einem der Ausflugsschiffe der Weissen Flotte von der Düsseldorfer Altstadt nach Kaiserswerth fährt, kommt etwa nach einem Drittel der Strecke, knapp zwei Kilometer nördlich der Theodor-Heuss-Brücke an einem ungewöhnlichen Bauwerk vorbei. Es ist die Schnellenburg, die aussieht, als handele es sich um eine historische Anlage. Die wahre Geschichte dahinter sieht jedoch anders aus.
Das Hotelrestaurant mit der imposanten Mauer zum Rhein hin gehört zum Düsseldorfer Stadtteil Stockum, der heutzutage vor allem durch das Messegelände und die Mehrzweckarena an der Stelle des alten Rheinstadions bekannt ist. Über mindestens fünf Jahrhunderte hinweg war diese Gegend – wie fast alle rund um die Stadt – Bauernland, beherrscht von einer Handvoll Höfe bzw. Güter. Die Schnellenburg war eines davon und wurde bereits 1411 urkundlich erwähnt. Spätestens ab Anfang des 17. Jahrhunderts führte eine wichtige Handelsstraße dorthin, und der Teil des Gutes am Strom wurde zur Fähr- und Treidelstation. Hier konnten Händler und Reisende den Rhein überqueren, um weiter nach Neuss und Köln zu gelangen.Tatsächlich handelte es sich bei Stockum zu Beginn des 20. Jahrhunderts um eine der am dünnsten besiedelten Gegenden im Düsseldorfer Umland. Bei der Eingemeindung im Jahr 1909 lebten in Stockum und Lohausen zusammengenommen kaum 800 Menschen. Nachdem der gerade einmal 40 Jahre alte Hafen auf der Lausward aus allen Nähten platzte, kamen Stadtplaner nach dem ersten Weltkrieg auf die Idee, einen sogenannten „Nordhafen“ speziell für die Industriebetriebe im Norden der Stadt anzulegen – dafür war das Stockumer Rheinufer vorgesehen. Vorauseilend wurde jede Menge Land gekauft, und die Schnellenburg sollte abgerissen werden.
Wie wir wissen, wurde aus den Plänen nichts, aber die historische Fachwerkkonstruktion der ziemlich verfallenen und lange leerstehende Schnellenburg wurde Anfang 1925 kurzerhand abgerissen. Das rief empörte Lokalpatrioten wie den Stadtverordneten Stickhoff auf den Plan, der beklagte, dass mit der Schnellenburg ein weiteres historisches Gebäude dem Wachstumswahn zum Opfer fallen sollte. Tatsächlich wurde er gehört, und schon im Juli 1925 begann man mit dem Neubau, der im April 1926 eröffnet wurde. Der Clou an der Geschichte: Man baute die neue Schnellenburg im Stile der alten, historischen Schnellenburg ziemlich exakt an deren ehemaligem Platz wieder auf und restaurierte die imposante Kaimauer. Aber im Jahr 1971 im Zuge der Neuanlage des Messegeländes und nach kurzem Leerstand war auch der Neubau wieder vom Abriss bedroht. Aber erneut standen empörte Bürger auf, deren Protest die Schnellenburg rettete – verbliebenen historischen Teile der Anlage stehen heute unter Denkmalschutz. Wenig bekannt auch, dass die neue Schnellenburg von vornherein als Ausflugslokal gedacht war. Die wunderschöne Terrasse zum Rhein hin, auf der noch heute gern Gäste sitzen und den Schiffen nachschauen, zeugt davon. Mit dem Umzug der Messe nach Stockum und der Erweiterung zum Hotel wurde die Schnellenburg beinahe zum Symbol der neuen Messe. Heute übernachten Messegäste nicht nur gern dort (wenn während der Veranstaltungen überhaupt ein Zimmer frei ist), sondern sie treffen sich im Restaurant mit Vorliebe zum Mittag- oder Abendessen. Für Düsseldorfer lohnt sich immer ein Besuch auf der erwähnten Gartenterrasse.