Bericht · Tief Eugen ist schuld, dass der Heltorfer Schlosspark in diesen Tagen nicht besucht werden kann. Normalerweise ist er täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen. Doch da jahrhundertealte hohe Bäume den Park schmücken und abbrechende Äste die Besucher*innen gefährden könnten, musste er vorsichtshalber geschlossen werden. [Lesezeit ca. 3 min]
Im englischen Landschaftsstil ist dieser Schlosspark angelegt worden. Die großzügige Parkanlage begeistert die Menschen von nah und fern durch die Mischung heimischer und exotischer Bäume, Stauden und Pflanzen sowie der romantischen Teichlandschaft. Die Pracht vierzig verschiedener Rhododendron-Arten, die gerade um diese Jahreszeit in voller Blüte stehen, ist europaweit einzigartig. Wird also Zeit, dass das Tief Eugen sich verzieht und die Besucher*innen wieder Einlass in den Park bekommen, der einst als grüne Lunge zwischen den Stadtgrenzen von Düsseldorf-Angermund und Duisburg-Rahm geschaffen wurde und bis heute Bestand hat.
Eine kurze Geschichte des Schlossparks
1796 hat Carl-Wilhelm Graf von Spee den Park, der auch als „Dickenbusch“ bekannt ist, begründet. Anlass war der Besuch eines französischen Mönchs namens Abbé Biarelle, der vor der Französischen Revolution geflohen und bei der Familie von Spee zu Gast war. Er riet dem Grafen, an dieser Stelle einen englischen Garten anzulegen. Denn damals sah die Gegend um das Schloss mit ihren Lehm- und Sandgruben weniger schön aus als heute. So begann Carl-Wilhelm von Spee mit den Planungsarbeiten. Zunächst musste eine Million Holznägel von Hand gefertigt werden, um im künftigen Schlosspark Grasplatten verlegen zu können, auf denen wiederum die Bäume befestigt werden sollten.
Die Anlage eines englischen Gartens war im 18. Jahrhundert keineswegs üblich. Der Adel hatte höfische Anlagen, die einer strengen geometrischen Ordnung unterworfen waren; Landschaftsgärten wie der Schlosspark waren nicht bekannt. Dann aber entstand in England eine neue Auffassung mitsamt einer veränderten Sicht auf die Natur, die in modernen Parks ihren Ausdruck fand. Über Frankreich und die dortigen Klöster gelangte diese Philosophie nach Europa. Der Heltorfer Schlosspark schrieb Geschichte, denn er war die erste Parkanlage solcher Ausprägung, die es zwischen Rhein und Ruhr gab.
Einzigartige Artenvielfalt
Maximilian Friedrich Weyhe, der auch den Düsseldorfer Hofgarten gestaltet hat, war mit dem weiteren Ausbau des Parks betraut. Das Ergebnis: Mehr als 560 verschiedene Gehölze gibt es, davon mehr als 40 Rhododendron-Sorten und fast 30 Eichen-Arten. Nordamerikanische Gehölze sind gleichzeitig mit der Entdeckung der Flora und Fauna Nordamerikas um 1870 nach Europa gekommen und haben Einzug in den Schlosspark gehalten.
Besucher*innen mögen bitte zuerst auf der Homepage nachschauen, ob der Park geöffnet ist bevor sie Richtung Heltorfer Schlosspark aufbrechen. Die Zufahrt erfolgt über den Eingang gleich hinter der Haltestelle Am Froschenteich in Wittlaer. Vor dem Schlosspark sind einige Parkplätze verfügbar. Noch schlauer ist es, mit der U79 anzureisen und auf Parkplatzsuche zu verzichten. Hunde sind an der Leine zu führen.
Ein Tulpenbaum von 1799 ist sicher das höchste Exemplar in Europa. Auch der steht im Dickenbusch, der seinen Spitznamen vermutlich dem dichten Bewuchs zu verdanken hat. Eiben, Lebensbäume und Scheinzypressen geben sich hier mit chinesischen Goldlärchen, die weit über 100 Jahre alt sind, ein Stelldichein.
Der Schlosspark hat 21 Stationen, die mit malerischen Namen gekennzeichnet sind. So gibt es etwa die Sieben Hügel, Großmutters Bordüre, den Weyhe-Hügel, den Marien-Platz, den Grafengarten, den Einlaufweiher, die Schierlingswiese und schließlich das Rhododendron-Dreieck. Einen Besuch wert ist der Heltorfer Schlosspark zu jeder Zeit, im Mai, wenn vieles in voller Blüte steht, besonders. Und während der Corona-Pandemie kann heilt Anblick einer solch herrlichen Parkanlage das Gemüt heilen.