Bericht · Die marode Fleher Brücke wird abgerissen, und auch bei der angeschlagenen Theodor-Heuss-Brücke stellt sich die Frage, ob und wie lange sie noch stehen bleiben kann. Jetzt folgt der nächste Schock: Auch die Stahlbetonkonstruktion des Rheinturms hat über die Jahre Schaden genommen. Baugutachter sind sich derzeit noch nicht sicher, ob die entdeckten Risse die Stabilität des Gebäudes, das die Düsseldorfer Skyline so nachhaltig prägt, entscheidend beeinträchtigt. Wenn nicht, droht auch dem Rheinturm der Abriss. [Lesezeit ca. 2 min]

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Die Rheinkniebrücke - zusammen mit dem Rheinturm Düsseldorfs Wahrzeichen

Die Rheinkniebrücke – zusammen mit dem Rheinturm Düsseldorfs Wahrzeichen

1982 wurde das mit 240,5 Metern höchste Bauwerk der Stadt nach drei Jahren Bauzeit eröffnet. Der Rheinturm bildet eines der Highlights des Ensembles, das auf dem ehemaligen Berger Hafen mit der Kniebrücke, dem Landtag und dem Stadttor entstanden ist. Seine außergewöhnlich elegante Form mit der Spitze in Gestalt eines Kelches begeisterte damals und bis heute nicht nur die Fachwelt, sondern abertausende Besucher aus aller Welt und natürlich die Bürger*innen der Stadt. Generationen Düsseldorfer*innen sind schon mit dem Aufzug ganz nach oben gefahren und haben die Aussicht genossen, und kaum ein Tourist kann es vermeiden, dass ihm ein Einheimischer die Dezimaluhr an der Nordseite des Turms erklärt.

Auch von der anderen Seite würde das Panorama nicht mehr dasselbe sein (Foto/Montage: TD)

Auch von der anderen Seite würde das Panorama nicht mehr dasselbe sein (Foto/Montage: TD)

Nun haben Routineuntersuchungen ergeben, dass möglicherweise Korrosionsschäden an der Bewehrung für Risse in der tragenden Stahlbetonhülle gesorgt haben. Paul Werker vom Düsseldorf Bauaufsichtsamt – die Stadt Düsseldorf ist gemeinsam mit der Telekom-Tochter Funkturm Deutschland Eigentümerin – sagte in der Pressekonferenz zur offiziellen Meldung: „Es gibt keinen Grund die Lage zu dramatisieren. Experten werden nun genauer begutachten, welches Ausmaß die Schäden haben. Erst danach kann über Sicherungsmaßnahmen gesprochen werden.“ Fragen nach einem möglichen Abriss des Turms wich Werker ebenso aus wie Stadtsprecherin Kerstin Jäckel.

Vertreter der Deutschen Funkturm lehnten eine Stellungnahme ab. Aus gutem Grund: Da der Rheinturm wie beinahe alle markanten Funktürme in Deutschland technisch schon längst nicht mehr benötigt wird, würde es nach dem drohenden Abriss mit großer Sicherheit keinen Neubau gleicher Art geben. Dem NRW-Landtag käme das entgegen, würde es seine Erweiterung deutlich vereinfachen. Uns Düsseldorfer*innen würde aber etwas fehlen, das uns seit fast 40 Jahren sehr viel bedeutet.

Ein Kommentar

  1. Günther A. Classen am

    April, April! ;-))))

    Wobei die Korrosionsschäden an der Bewehrung dieser stolzen Stahlbetongewerke inzwischen zur unabsehbaren Kostenfalle gerieren.

    Allein die noch recht junge Fleher Brücke (Fertigstellung 1979) wurde inzwischen zum zweistelligen Millionengrab und ist dennoch auf Dauer nach Ansicht der Gutachter „nicht zu retten“.
    Bereits 2003 wurden Rostschäden an den Tragseilen diagnostiziert. Seit 2006 wird nahezu unentwegt am gesamten Bauwerk herumgeflickt. Die Nutzbarkeit ist ständig eingeschränkt.
    Seit 2020 wird daher inzwischen ein Neubau als unumgänglich fixiert.
    https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/fleher-bruecke-duesseldorf-neubau-100.html

    „Die spinnen, die Römer.“ (René Goscinny)
    Oder wurde früher vielleicht doch ein wenig solider gebaut:
    Die Pfeiler der Römerbrücke über die Mosel in Trier wurden zwischen 142 und 150 n. Chr. verfertigt. Davon sind noch fünf im Originalzustand. Die Brücke ist seit 1986 Weltkulturerbe und nach wie vor in Betrieb. In Trier regte man sich vergangenes Jahr schon über eine kurzzeitige Sperrung des dortigen 3-spurigen Autoverkehrs wegen Sanierungsarbeiten auf. Auf der zehn Meter breiten Brücke haben überdies auch noch Fußgänger- und Radfahrer*innen Platz.

    Aber die Römer kamen bei uns ja – angeblich – nicht über den Rhein und daher nur bis Neuss. Sonst hätten wir vielleicht wenigstens eine stabile Brücke.

    Hammer aber: Die Kardinal-Frings-, aka Neusser-Brücke. Die einzige Hohlkastenbrücke in der „Brückenfamilie“, Baujahr 1921/1951 ist immer noch in einem ordentlichen Zustand. Hier reicht alle paar Jahre ein Dose Lack zur „Brückenertüchtigung“.

    Hammer noch eine: Die Hammer Eisenbahnbrücke, eine noch recht junge aber durchaus ansehnliche Stahlbogenkonstruktion, die offensichtlich auch ihrem schweren Dienst klaglos nachkommt.

    Da auch Knie-, Oberkasseler-, Theodor-Heuss- und Flughafenbrücke mit der gleichen Schrägseiltechnik wie die Fleher-Brücke errichtet wurden, kann man sich jetzt an den Knöpfen abzählen, wann deren Abriss ansteht.

    Nach der Berechnung wäre der Rheinturm demnächst fällig.

    Oder auch: April, April?

    Mal gucken, watt der Herr Chefred dazu meint.