Es entstand in der Ära der Stadtverschönerung, es verschwand in der beginnenden Ära der Immobilienspekulation – das Corneliushaus.
Nach dem Ende der Gründerkrise um 1895 herum brachte die fortschreitende Industrialisierung eine neue Phase wirtschaftlichen Wachstums hervor. Auch und besonders in Düsseldorf, das ohnehin wenig unter dem wirtschaftlichen Abschwung nach 1876 gelitten hatte. Die Einwohnerzahl stieg gleichmäßig, immer mehr Fabriken entstanden. Das führte zu wachsendem Wohlstand im Bürgertum. Und schon damals wollten es die wohlhabenden Bürger gern schön haben. Die Stadt stand im Zeichen der Verschönerung, die etliche aufregende Bauwerke mit sich brachte. Hinzu kam eine explosionsartige Ausweitung und eine grundlegende Veränderung der Gastronomie. Das Arabische Café an der Graf-Adolf-Straße war ein Vertreter dieser Art und eben das Cornelius-Haus an der Blumen-/Schadowstraße/Kö.
Man orientierte sich in Düsseldorf an Paris. Im Café zu sitzen, um zu sehen und gesehen zu werden, war Ende des 19. Jahrhunderts war schick. Wer es sich leisten konnte, ging auswärts essen. Und zwar nicht in irgendwelche Gasthöfe, sondern in richtigen Restaurants. Eröffnet wurde der für damalige Zeiten hochmoderne Bau 1897. Riesige Schaufenster, die über zwei Etagen gingen, gab es sonst nicht. Zwei Restaurants gab es im Erdgeschoss, um 1904 kam ein damals sehr angesagtes Automatenrestaurant hinzu. Natürlich fand sich ein Tabak- und Zigarrenladen im Komplex.
Geradezu ein Muss war der Besuch des Cornelius-Cafés in der ersten Etage und der Cornelius-Galerie, ein Stockwerk darüber mit freiem Blick auf das Café. Zusammen hatten diese Einrichtungen fast 2.000 Plätze. Dann gab es natürlich diverse Gesellschaftsräume und einen kleineren Tanzsaal. Im Café wurden täglich zweimal Konzerte angeboten. Man muss sich das Cornelius-Haus um die Jahrhundertwende als Treffpunkt der Reichen und Schönen vorstellen. Im Ersten Weltkrieg wurde das Angebot stark eingeschränkt, aus einem der beiden Restaurants wurde eine Bierhalle, die Galerie blieb geschlossen. Nach Kriegsende kam das Cornelius-Haus nie wieder so richtig in Schwung. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Häuserblock fast unbeschädigt. Aber im Zuge des Stadtumbaus unter der Ägide des NS-Stadtplaners Tamms begann eine erste Welle der Grundstücksspekulation im Umfeld der Königsallee. Bis dahin befanden sich praktisch alle Häuser der Geschäftsseite (Ostseite) in Familienbesitz, vorwiegend gehörten sie den Unternehmern, die in diesen Immobilien ihre Ladengeschäfte oder gastronomischen Einrichtungen betrieben. In den Fünfzigerjahren kamen die ersten Verkäufe. Das Grundstück, auf dem das Cornelius-Haus stand, fiel an das 1853 gegründete Modehaus Heinemann. Dessen Inhaber wollten Teil der nun zur Einkaufsmeile gewordenen Schadowstraße (Karstadt, C&A, Peek & Cloppenburg etc.) werden. Also ließen sie das Cornelius-Haus abreißen und einen Neubau errichten.Rund 50 Jahre hatte dieses Haus der Mode für Besserverdiener Bestand. 2007 wurde es ersetzt durch einen eher schmucklosen Neubau, in dem der von der Mayerschen übernommenen Traditionsbuchladen Droste Hauptmieter ist.