VDZ-Gebäude an der Roßstraße / Frankenplatz – ein unterschätztes Baudenkmal…
Bericht · Dieses scheinbar unscheinbare Bauwerk steht da – subjektiv betrachtet – schon immer. Und schon immer fand ich den Klotz hässlich. Bis ich bei der Durchsicht Düsseldorfer Baudenkmäler auf die Geschichte des Baus und seine Bedeutung für die Architektur der Fünfzigerjahre stieß. Die Architekten, Vater und Sohn Neufert, hatten sich von Oscar Niemeyers Architekturrezept inspirieren lassen, der ab den Dreißigerjahren für das Projekt Brasilia zuständig war. Gezeichnet hat er die öffentlichen Bauten, und ein typisches Merkmal seiner Handschrift findet sich am VDZ-Haus wieder: Dynamisch gefaltete Flachdächer und Vordächer. Die hatte übrigens auch schon Le Corbusier im Programm… [Lesezeit ca. 3 min]
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Ein ausführlicher Ortstermin brachte mich drauf, warum ich den Kasten so hässlich fand: Es ist der längs der Roßstraße in den Siebzigerjahren angebrachte Anbau, ein plumper Schuhkarton, der sich vergebens bemüht, wenigstens ein bisschen der Eleganz des VDZ-Gebäudes zu imitieren. Auf älteren Fotos sieht man das freistehende Eckhaus, und da wirkt es tatsächlich elegant. Bauherr war der Verein Deutscher Zementwerke, ein bereits 1873(!) gegründeter Industrieverband. Der war auch bis zu seinem Umzug in einen Neubau an der Toulouser Allee über all die Jahre Nutzer des Gebäudes. Lange war dort das Schulungszentrum des VDZ untergebracht.
Das Gebäude passt natürlich hervorragend zum Thema „Zement“ als wesentlichem Bestandteil von Beton. Und Beton war nach dem zweiten Weltkrieg nicht einfach nur ein moderner Baustoff, sondern auch Ausdruck einer anderen Kultur als der des NS-Regimes. Das hat mir mein Vater, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zunächst als Maurer, dann als Bauingenieur und Architekt wirkte, einmal so erklärt. Und der Verzicht auf nazi-kitschigen Schnickschnack ist typisch für Betonzweckbauten der Fünfzigerjahre.
Entworfen haben Ernst und Peter Neufert den Bau, und über das Projekt haben sie sich zerstritten – es war ihre letzte gemeinsame Arbeit. Gebaut wurde das VDZ-Haus von 1953 bis 1954; damals auf einem Gelände, das früher Exerzierplatz für die Füsiliere der benachbarten Kaserne war. So konnte der Bau frei und mit Abstand zu anderen Häusern stehen. Die grundsätzliche Gestaltung orientiert sich am Bauhaus und mehr noch an den Druckwerken des Ernst Neufert, dessen Bauentwurfslehre noch heute ein Standardwerk ist, und der außerdem ein Buch über und mit menschengerechten Baumaßen herausgegeben hat, das ebenfalls immer noch eine wichtige Rolle in der Architektur spielt. Die Harmonie der Fassaden geht auf dieses Werk zurück.
Fast schon revolutionär war die Verwendung von Fassadenelementen aus strukturiertem Sichtbeton unter den Fensternischen. Der Baustoff war 1954 praktisch eben erst erfunden worden und setzte sich erst mit dem Siegeszug des Brutalismus durch. Im Inneren gehorcht das damals hochmoderne Haus dann eher dem Durchschnittsgeschmack jener Jahre, was vor allem in den Treppenhäuser und bei den Bodenbelägen deutlich wird. Diese Innenarchitektur hat übrigens dazu geführt, dass Szenen einiger Fernsehfilme, die in den Fünfzigern spielten, dort gedreht wurden.
Überraschend großzügig und von den Proportionen her angenehm sind die Büros, Konferenz- und Schulungsräume. Auch die Dachterrasse, die von einem dynamisch gezackten Dach überwölbt wird, hat einen ungewöhnlichen Charme. Seit einigen Monaten liegt die Baufreigabe für eine umfassende Sanierung und einer deutlichen Umgestaltung des Inneren vor. Weil das VDZ-Haus offiziell zum Baudenkmal ernannt wurde, bleibt das Äußere unangetastet. Schön wäre nur, wenn in diesem Zuge der hässliche Anbau abgerissen und/oder durch ein Gebäude ersetzt würde, das zum VDZ-Haus passt.