Der Chefred empfiehlt Neu-Düsseldorfer*innen, die sich noch nicht auskennen und die schönste Stadt am Rhein eher aufgrund der üblichen Vorurteile betrachten, den Besuch in diesem Stadtteil, der sogar nichts von Schickimicki hat, sondern seine ganz spezifische, eigene Atmosphäre ausstrahlt. Was zu sehen ist, mag man für angeranzt halten, aber die Bewohner dieser nur für kurze Zeit selbstständigen Gemeinde sehen das natürlich anders. Zumal es hier ländliche Bereiche gibt, einen großen Park und einige historische Gebäude. Die Arroganz der Innenstadtbewohner hat dem Stadtteil einen ziemlich bösen Spruch eingetragen, den dessen Einwohner mit einem Werbeslogan geschickt zu kontern verstanden.

Ein winziges Stück des Zentrums ist ausgesprochen pittoresk, aber ansonsten leidet die Gemeinde unter der gnadenlosen Verkehrspolitik früherer Jahre. Immerhin ist dieser Stadtteil mit dem ÖPNV bestens zu erreichen – sowohl per U- und Straßen-, als auch mit der S-Bahn. Selbst eine eindrucksvolle Geschäftsstraße gibt es hier – allerdings mit den Läden, die sogar nicht nach Weltstadt aussehen. Zusammen ergibt das ein Gesamtkunstwerk, das man einfach mögen muss.

Frage: Welcher Stadtteil ist gemeint: Eller

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So richtig weiß keiner, woher der Spruch „Komm nach Eller, stirbste schneller“ und seine diversen Abwandlungen stammt. Besonders alt ist er nicht, vermutlich entstand er in den Fünfziger- oder Sechzigerjahren als durch die Neubauviertel rund ums Städtchen auch wilde Kerle herzogen, die bisweilen Spaß an der einen oder anderen Klopperei hatten. Heute ist Eller friedlich, auch wenn sich ausgerechnet in diesem vielfältigen, bunten Kiez eine blöde Nazibande gebildet hat, die meint Deutschland retten zu müssen und voll auf Gewalt setzt. Das hat der Ort mit der langen, verwickelten Geschichte einfach nicht verdient.

Und weil gerade die vielen, vielen Einzelhändler entlang der Gumbertstraße und rund um den Gertrudisplatz keine Lust auf das miese Image hatten, ließen sie sich den Slogan „Wir sind individuELLER“ einfallen. Dabei ist dieser Ort, der in vieler Hinsicht an eine autonome Kleinstadt erinnert, so gar kein Shopping-Ziel für Düsseldorfer aus anderen Ecken. Elleraner wohnen in Eller, leben in Eller und gehen auch in Eller einkaufen. Der Lokalpatriotismus ist weit verbreitet, aber nicht im mindestens bösartig. Dabei vergessen manche, dass das Eller, in dem sie möglicherweise geboren und aufgewachsen sind, seinen gemütlichen Kern mit der Gertrudiskirche und dem schnuckeligen Rathaus erst seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts hat.

Zuvor gab’s ihr eine Bauernschaft; vor 1850 lag die Bevölkerungszahl nie über rund 500, und deshalb gehörte das Kerngebiet von Eller auch zur Gemeinde Benrath. Auch zu Hilden zählte der Stadtteil einmal für einige Zeit, und die Grenzen zu den anderen Ortsteilen haben sich im Laufe der vergangenen 200 Jahrhunderte mehrfach verschoben, wobei Eller insgesamt kleiner geworden ist. Schlimm gelitten hat das Städtchen unter der brutalen Pro-Autopolitik Düsseldorfs in den Fünfzigerjahren. Ab der Straße am Hackenbruch wurde eine fürchterliche Schneise für die Pkwisti geschlagen, zu der ironischerweise die Straße namens Klein-Eller gehört. Die Rennbahn für den motorisierten Verkehr hat auch den Schlosspark ein Stück gekostet und macht für die Durchrasenden unsichtbar, dass sich nördlich des Parks noch grüne Wiesen erstrecken, die einst typisch für Eller waren.

Übrigens: Auch das Schloss Eller ist so schrecklich alt nicht. Der Vorgänger war um 1820 so marode, dass er abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde, in dem die Prinzessin Luise die Jahre ihrer Krankheit verbrachte. Schon vor der Einführung des motorisierten Individualverkehrs hat Eller unter der Verkehrspolitik gelitten: Seit 1872 verlaufen gleich zwei Hauptstrecken der Eisenbahn durch den Ort, was Eller aber immerhin zwei Bahnhöfe eingetragen hat. Und weil sich der Ort ab der Heidelberger Straße ein bisschen verläuft, findet sich an der Vennhauser Allee ein veritabler ÖPNV-Knotenpunkt. Wer Eller-City optisch erleben will, ist gut beraten, einmal mit der Straßen- oder U-Bahn quer hindurch zu reisen, also von der Vennhauser Allee bis zum Stufstock – so bekommt man einen guten Eindruck.

Ach, es gäbe noch viel zu erzählen über dieses feine Städtchen mit seinen lebensfrohen Einwohnern aus aller Herren Länder – über die Sportvereine und das Brauchtum müsste man berichten und natürlich über die Kneipen, von denen es in Eller immer noch viele gibt, die nicht verhipstert wurden. Wobei Neu-Düsseldorfer anscheinend eine gewisse Phobie gegen das Viertel haben und deswegen weder die Hipster herkommen, noch Spuren von Gentrifizierung hier zu orten sind. Das alles machen Eller für Menschen, die noch das Echte schätzen so liebenswert.

Zwölf Leserinnen und Leser haben sich an diesem Quiz versucht, neun davon haben die richtige Lösung gefunden (einmal wurde auf Gerresheim getippt, zweimal auf Flingern).

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