Harter Stoff, den unser Düsseldorfer Krimiautor Horst Eckert da mit seinem aktuellsten Krimi serviert. Ja, man kann den Roman lesen wie ein Krimi, wenn man sich aber vorstellt, das alles, was beschrieben wird, dokumentarisch wäre, könnte einem wirklich das Blut in den Adern gefrieren. Denn es geht um nichts Geringeres als die Unterwanderung der deutschen Nachrichtendienste durch rechtsradikale Kräfte, die unsere Demokratie abschaffen wollen.

Horst Eckert, Düsseldorfer Krimiautor

Horst Eckert, Düsseldorfer Krimiautor

Deshalb tritt neben den bewährten Kommissar Vincent Veih, dem seine in die RAF-Taten verwickelte Mutter den zweiten Namen „Che“ gegeben hat, die junge, in der Hierarchie aber schon recht aufgestiegene Melia Khalid, eine Person of Color mit prominenten Vater, die beim Verfassungsschutz NRW für die Linksextremen zuständig ist. Richtig, das Buch spielt in NRW, genauer gesagt: fast durchgehend in Düsseldorf. Schließlich kämpft Veih ja schon im fünften Roman vom hiesigen Polizeipräsidium aus gegen das Böse.

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Als jedenfalls die sogenannten „RAF-Rentner“ den Geldtransport für ein Möbelhaus (bei Kaarst) überfallen und damit die Serie ihrer Geldbeschaffungen fortsetzen, brennt der Baum bei Melia. Gleichzeitig taucht ein Pamphlet auf, dass die radikalen Linken zum bewaffneten Kampf auffordert. Und wenig später findet man in der alten Papierfabrik am Hafen eine tote Frau. Bei einem guten Krimi ist bekanntlich nichts so wie es scheint. Das ist bei „Im Namen der Lüge“ auch so – und zwar besonders intensiv. Stichwort „false flag“… Mehr an Handlung sei nicht beschrieben, um die Spannung nicht zu spoilern.

Das Ganze hat Eckert in der ihm eigenen, nun schon in 17 Büchern nachlesbaren Sprache erzählt, mit denen er durchgehend die Dinge beim Namen nennt und sich stilistisch eindeutig auf die „hardboiled novels“ von Raymond Chandler & Co. bezieht. Um ein wenig Kritik in die Lobeshymne zu streuen: Bisweilen wirken Dialoge dann aber wie aus einem synchronisierten US-Gangsterfilm abgeschrieben. Aber das stört nicht weiter. Was da schon eher stört: Dieser Krimi braucht ganz schön viel Anlauf bis es so richtig losgeht. Das liegt a) an der Komplexität des Plots und b) an der Vielzahl der Figuren, die eingeführt werden müssen.

Aber, wenn es dann losgeht, nimmt einen das Ding mit Haut und Haaren in Geiselhaft. Wie gesagt: Nichts ist wie es scheint. So unscharf die Dinge, so verlogen die Akteure, so präzise die Milieuschilderungen. Beschreibt Eckert eine Autofahrt, kann man als ortskundiger Düsseldorfer im Geiste mitfahren – bisweilen lesen sich solche Passagen wie vom Navi erzählt. Und da, wo eine Ortsangabe nicht präzise ist, wissen die besonders ortskundigen Eingeborenen trotzdem Bescheid.

Wieder ist Horst Eckert eine waschechter Politthriller gelungen, wie man ihn in deutscher Sprache nicht besonders oft antrifft. Für Fans des Vincent Che Veih gibt es am Ende übrigens noch eine handfeste Überraschung. Aber, lesen Sie selbst…

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