Im berühmten Schlager „Tage wie diese“ einer hiesigen Punk-Kapelle heißt es „Entlang der Gassen, zu den Rheinterrassen“, und der Eingeborene wundert sich, denn tatsächlich führen keine Gassen zu den Rheinterrassen, die übrigens offiziell auch bloß „Rheinterrasse“ heißen. Tatsächlich liegt dieser Gebäudekomplex ein ganzes Stück weit entfernt von der Altstadt, in der es bekanntlich wirklich Gassen gibt. Selbst Düsseldorfer ordnen die prägnante Backsteinarchitektur übrigens fälschlicherweise der Nazi-Zeit zu. Dabei wurde die Rheinterrasse, entworfen vom berühmten Architekten Wilhelm Kreis, zwischen 1924 und 1926 als Versammlungsstätte für die legendäre GeSoLei errichtet und gehört architektonisch zum Ehrenhof gleich gegenüber und zur Tonhalle.
Gebaut für die GeSoLei
Die „Große Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ fand zwischen Mai und Oktober 1926 statt, war mit rund 7,5 Millionen Besuchern und 400.000 Quadratmetern Fläche die größte Messe der Weimarer Republik und brachte Düsseldorf endgültig auf die Landkarte der bedeutenden Großstädte Deutschlands. Die GeSoLei war durchaus eine gemischte Tüte mit didaktischen Ausstellungen, Musterhäusern und Wohnungen, aber auch einem gigantischen Vergnügungspark. In den Sälen der Rheinterrasse fanden praktisch täglich Veranstaltungen statt – von Gesprächsrunden über Vorträge bis hin zu Konzerten und Tanzabenden. Es gab eine GeSoLei-Tageszeitung und sogar einen GeSoLei-Schlager. Die große Idee hinter dieser gewaltigen Veranstaltung war es, das Bild vom „neuen, leistungsfähigen Menschen“ zu zeichnen und so den vom Krieg traumatisierten Bürgern eine optimistische Perspektive zu bieten.Während die weitere Nutzung der Tonhalle, die übrigens als „Rheinhalle“ bezeichnet wurde, weil es ja eine Tonhalle bereits an der Schadowstraße gab, konnte auch als Planetarium genutzt werden – erst nach dem Wiederaufbau wurde dieses Bauwerk zu einem reinen Konzertgebäude umfunktioniert – und der festen Bauten des Ehrenhofs als Museen feststand, gab es verschiedene Ideen dafür, was die Rheinterrasse werden sollte. Unter anderem war daran gedacht, sie im Zuge des Messegeländes für Ausstellungen zu nutzen, gastronomische Einrichtungen waren nicht vorgesehen. Tatsächlich aber fanden in der Rheinterrasse bis zum Kriegsbeginn hauptsächlich Tanzveranstaltungen statt. Nach dem Krieg wurde das Gebäude dann immer mehr zum Ort für rauschende Feste, nicht nur im Karneval.
Umbau und Erweiterung
1982 wurde die Rheinterrasse unter Denkmalschutz gestellt, 1994 renoviert und umgebaut. Dabei wurde im Norden der Radschlägersaal als zentraler Festort für das hiesige Brauchtum errichtet. Leider fiel dieser Ergänzung ein Teil des wunderschönen Biergartens zum Rhein hin weg. Gerade in den Achtziger- und Neunzigerjahren war diese Fläche unter schattigen Bäumen ein extrem populärer Treffpunkt für die Düsseldorfer – hier trafen sich an den sommerlichen Abenden nicht nur die Reichen und die Schönen, sondern die Normalos, Familien mit Kindern und Hunden, Künstler, Musiker, junge Leute und alte Menschen. Die Bauarbeiten am Brauchtumssaal brachten das Ende des Biergartens mit sich. Später wurde ein Zipfelchen zum Rheinpark hin als winzige Außengastronomie eröffnet.Zum Glück aber gibt es seit vielen Jahren wieder diesen herrlichen Biergarten unter Bäumen, der zu einem Ort der Gelassenheit am Rhein geworden ist, an dem nicht die wilde Party tobt – es sei denn, DJs sind geladen und kapern mit ihrem Equipment den Musikpavillon, der wie ein Balkon über dem unteren Rheinwerft schwebt.
Das stille Rheingärtchen
Noch gelassener geht es übrigens im benachbarten Rheingärtchen zu, einem der kleinsten Parks der Stadt und vielleicht dem am wenigsten bekannten. In den Sechziger- und Siebzigerjahren wurde das Rheingärtchen abends um zehn tatsächlich verschlossen, aber Jugendliche fanden einen Weg hinein, und man konnte im Sommer oft ein gutes Dutzend Pärchen beim intensiven Knutschen treffen. Die nannten den Platz, den man gern nach einem Altstadtabend aufsuchte, meist den „Mäusepark“. Berühmt ist die Wasserträgerin, eine Statue in einem flachen Brunnenbecken, und das Mädchen am Weg, der vom Ufer zum Ehrenhof verläuft. Heute holt man sich eine Flasche Bier am benachbarten Fortuna-Büdchen und chillt dann auf den Bänken des nachts nicht beleuchteten Gärtchens.