Bericht · Der Kirchplatz in Düsseldorf-Friedrichstadt hat es nicht immer leicht gehabt in seinem Leben. Kaum hatte er den massiven Umbau im Bereich am Fürstenwall überstanden, brannte dem St. Peter im Juni 2007 das Dach ab. Und als auch das überstanden war, rissen sie ihm an der Ecke Elisabethstr./Fürstenwall den Hintern auf, damit die Wehrhahn-Linie der U-Bahn gebaut werden konnte. Auch die Umgebung spielte dem Platz mit dem netten Namen übel mit: An alle Ecken und Kanten wurde er mit der Gewaltarchitektur der verblichenen WestLB konfrontiert. Da kann man als Bewohner des Viertels ja direkt froh sein, dass man ihm wenigstens seine Schmuddelecken gelassen hat. [Lesezeit ca. 4 min]
Die haben’s nämlich in sich. Dazu später. Vorher ist noch zu klären, wem der Kirchplatz eigentlich gehört. Wir Süddüsseldorfer sehen ihn als Teil der Friedrichstadt, aber Wikipedia ordnet ihn Unterbilk zu – und hat natürlich Recht. Tatsächlich gehört nur die östliche Straßenseite der Friedrichstraße zur Friedrichstadt, die westliche – und damit auch der ganze Kirchplatz – zählt zu Unterbilk. Und doch gibt es einen engeren Zusammenhang zwischen dem Platz und der Friedrichstadt, die zu den jüngsten Vierteln Düsseldorfs gehört. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts fand sich zwischen der Altstadt und deren südlichen Erweiterung, der Carlstadt, noch landwirtschaftlich genutztes Gelände, das bis nach Bilk reichte. Dieser Ortsteil ist wesentlich älter als Düsseldorf und hatte bis ins 14. Jahrhundert auch wesentlich mehr Bewohner, wurde aber 1354 eingemeindet. Als Düsseldorf ab etwa 1830 rasant wuchs, kam die Idee auf, hier ein neues Viertel anzulegen, und der Architekt des Hofgartens, Maximillian Weyhe, zeichnete flugs die Pläne für eine Gartenstadt. Bald entstand ein reines Wohnviertel, das vor allem von Beamten und Offizieren geschätzt wurde. Je mehr Häuser entstanden und je mehr Menschen einzogen, desto deutlicher wurde, dass das Viertel kirchentechnisch unterversorgt war. Die Katholiken mussten entweder nach St. Martin nach Bilk pilgern oder sich eine andere Gemeinde suchen. So entstand 1890 zunächst eine Notkirche. Etwa gleichzeitig begann man mit dem Bau der neuen Pfarrkirche auf dem Gelände, das heute der Kirchplatz ist.Na, schon gespannt auf den Beitrag? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn The Düsseldorfer versteckt sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen. Durch ein Abo oder den Kauf einer einmaligen Lesebeteiligung. Wir würden uns sehr freuen.
Im April 2011 schlenderte ich mal rund um den Kirchplatz, um nach dem Rechten zu sehen. Die Westseite machte damals dank der monströsen U-Bahn-Baustelle nicht so richtig viel Spaß. Außerdem war St. Peter nach Abschluss der Reparaturen am Dach noch von einem provisorischen Bauzaun umgeben. Dahinter sah es ausgesprochen ungepflegt aus. Spannend aber war der Bereich an der Friedrichstraße, genau neben dem Taxistand. Oberirdisch fielen mir zwei kubische Klötze mit Lüftungsschlitzen ins Auge. Dazu kamen zwei hinab führende Treppen, die natürlich mit Gittern versperrt waren. Früher gab es unterirdische Bedürfnisanstalten, deren Zugänge ähnlich aussahen – zum Beispiel am Dreieck zwischen Aders- und Hüttenstraße, kurz vor der Graf-Adolfstraße – dort ist noch der Kulturplatz Reinraum untergebracht.
Noch weiter südlich führte eine weitere Treppe in den Untergrund. Die besaß erstens eine Hausnummer und zweitens ein Infobrett im Glaskasten. Und in diesem Kasten hingen Zettel sowie das Titelbild der „Zeitung für Schießsport und Schützenbrauchtum“ in der Ausgabe 05/08. Darauf findet sich eine Überschrift zu den Landesmeisterschaften LP und LG 2008. Auf einem der Computerausdrucke fand ich zudem einen Hinweis auf den Rheinischen Schützenbund. Messerscharf schloss ich, dass an dieser Stelle noch im Jahr 2008 irgendwas mit Schießsport stattgefunden haben musste.
Nun habe ich dieser Tage, mehr als zehn Jahre später, wieder einen Spaziergang rund um den Kirchplatz unternommen. Die U-Bahnbaustelle ist Vergangenheit, und St. Peter ist auch nicht mehr komplett umzäunt. Die Marktbuden an der Nordseite, die man vor rund 15 Jahren aufgebaut hat, um dem Platz etwas Urbanes zu geben, sind inzwischen ziemlich angeranzt und haben zigfach die Pächter gewechselt. Aber den Taxistand, den gibt es noch immer. Und – Was soll ich sagen? – auch die ominösen Treppenabgänge existieren immer noch. An denen zur ehemaligen Bedürfnisanstalt hat sich nichts geändert. Äußerlich ist auch der Eingang zur Schießanlage gleichgeblieben. Nur der Aushang der Schießsportgemeinschaft 79 Düsseldorf-Süd ist nicht mehr derselbe wie 2011: Jetzt bezieht sich das Papier im Schaukasten auf Meisterschaften im Jahr 2019.
Es steht zu vermuten, dass die Sportschützen in den letzten zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie keine Meisterschaften ausgetragen haben oder dass die SSG 79 aus demselben Grund die Anlage nicht nutzen konnte. Ein Kontaktversuch mit dem Verein schlug bisher fehl.