Um meine Stullen einzupacken, die ich auf Autofahrten als Proviant mitnehmen, um mich nicht vom widerlichen Fraß für horrendes Geld in sogenannten „Rast“stätten verarschen zu lassen, benutze ich Butterbrottüten, also aus Papier. Die gibt’s für deutlich weniger Geld als Plastikbeutelchen in jedem gutsortierten Supermarkt. Und jedes Mal, wenn ich so ein Bütterchen in eine solche Tüte tue, muss ich an die Tätigkeit des Abpausens denken: „eine Kopie erstellen, indem man ein dünnes, leicht durchsichtiges Papier nimmt, dieses auf eine Vorlage legt und mit einem Stift die Konturen der Vorlage nachzeichnet“ (wie die Wiktionary es definiert). Im Zeitalter des Fotokopierers bzw. des All-in-one-Laserdingsbumses, dachte ich, sei diese wichtige Kukturtechnik längst im Dunkel der vordigitalen Geschichte entschwunden. Pustekuchen! In deutschen Kindergärten wird immer noch fleißig abgepaust.

Und nicht nur das: Auch technische Zeichner lernen während der Ausbildung immer noch, die Kopie eines Plans durch Abpausen anzufertigen. Zu diesem Zwecke gibt es technische Pauspaiere in Größen bis über A2! Das heißt offiziell „Transparentpapier“ und ist als Pauspapier meist vom Typ „Pergamin„. Menschen, die vor der Landung der Digitalfotografie auf Erden schon mit Fotoapparaten hantierten, kennen das Material vielleicht aus dem Profilabor, wo es in Form von A4-Hüllen zum Schutz von Abzügen und mit entsprechenden Leisten versehen zur Aufbewahrung von Negativen benutzt wurde.

In meiner Zeit als Kunststudent in den Siebzigerjahren benutzten wir Pauspapier um gezeichnete Collagen anzufertigen. Auf ein und demselben Bogen Pergamentpapier pausten wir Elemente von Fotos oder Zeitungsanzeigen oder was auch immer ab und bearbeiteten das Ergebnis nach zeichnerisch oder durch Bemalen weiter. Außerdem fertigten wir durch Abpausen Vorlagen für Schablonen an. Das taten (und tun heute noch?) auch Modellbauer immer: Sie pausten Elemente aus Bauplänen ab, schnitten sie dann aus dem Pergamin aus, um so das Schnittmuster für das Aussägen von Holzteilen zu gewinnen. Es ist irgendwie beruhigend, dass Kinder immer noch lernen, mit Transparentpapier umzugehen.

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