Freitag, gegen 22 Uhr … John Henrion mit 53 Sekunden Restspielzeit und Jaedon Descheneau nach 36 Sekunden der Verlängerung drehen die Partie gegen den AEV und sorgen für einen nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich in der Serie. Spiel 5 zwei Tage zuvor war spiegelbildlich, nur mit vertauschten Rollen. Es steht 3:3, am Sonntag Showdown in Schwaben!
Freitag, 22.30 Uhr … der Schreiberling nimmt Kontakt zu einem Kollegen auf und fragt an, ob man vielleicht am Sonntag in Augsburg ein Date haben sollte.

Samstag, ca. 3 Uhr … der Kollege meldet sich zu der für ihn normalen Tageszeit und gibt kund, zwei Tickets besorgt zu haben. Man muss die Feste feiern wie sie fallen.
Sonntag, 10.45 Uhr … Frühstück in einem amerikanischen Spezialitätenrestaurant in Limburg. Mit anschließender, letztlich erfolgreicher Suche nach einer ARAL-Tanke (es muss ARAL sein!), um für einen Kollegen des Kollegen und des Schreiberlings achtfache Bonuspunkte auf seine Payback-Karte zu sammeln. Dafür nimmt man auch schon mal Rundreisen durch die hessische Provinz in Kauf.
Sonntag, anschließend, A3/A67/A5/A8 … der Kollege legt die Coldplay-DVD ein. Jeder weiß, dass es ganz generell schon nicht schön ist, Coldplay hören zu müssen. Diesen Schmierlappen bei seinem Geheule dabei auch noch sehen zu müssen, ist absolut NICHT lustig. Zwei Stunden the-most-overrated-band-ever war vom Kollegen wahrscheinlich, äh, gut gemeint, ist für den Schreiberling aber wahrlich knüppelharter Stoff. Das ziemlich widerspruchslos über sich ergehen zu lassen, sorgt für viele Bonuspunkte auf dem Karma-Konto.
Sonntag, 14.45 Uhr … Einkehr im Thorbräu Bräustübl, 250 Meter von der Halle entfernt. Leberkäse und Kellerbier sind passabel bis gut, der Kontakt zu den Einheimischen durchgehend nett, fair und entspannt. „Viel Spaß und möge der Bessere gewinnen.“ – „Falsch. Das heißt ‚viel Erfolg‘ und möge die DEG gewinnen. Sag nochmal neu.“ – „Kompromiss: Einigen wir uns auf ‚der Richtige‘“. Ich stelle fest: Augsburger Kellnerinnen sind schlagfertig.

Sonntag, 16 Uhr, CFS und Umlauf … Hübsche Halle, die die da haben, gefällt mir gut. Schön steil, gut laut, ausreichend Platz im Umlauf, brauchbares Catering-Angebot zu relativ zivilen Preise. Und weiterhin nur angenehme Leute um einen herum. Henrions harter Check gegen Ullmann am Freitag wird kontrovers, aber zu keinem Zeitpunkt unsachlich diskutiert. Gegenseitige Wünsche für ein schönes Spiel.
Sonntag, 16.20 Uhr … der Hallensprecher dankt der DEG und Teamarzt Ulf Blecker für das schnelle Eingreifen nach Ullmanns bösem K.O., anschließend meldet sich Ulle selbst mit einer Videobotschaft an die Zuschauer. Warmer Applaus von 100% des Publikums.

Sonntag, 1/3 … Die DEG ohne Henrion (gesperrt, s.o.) und kurzfristig auch ohne Flaake, damit ohne komplette vierte Reihe. Dazu ständig in Unterzahl und unter Dauerbeschuss, aber bei der einzigen eigenen Überzahl gelingt Braden Pimm das 1:0. Kurz vor Drittelende der Ausgleich durch ein typisches-Mathias-Niederberger-Gegentor – spitzer Winkel, kurze Schulter. Es hat sich zweifellos ligaweit herumgesprochen, dass das nicht eben seine Schokoladenseite ist. Schussverhältnis: 17:4 für den AEV!
Sonntag, 2/3 … trotz jetzt etwas besseren Schussverhältnisses aus DEG-Sicht steigt die Dominanz des AEV gefühlt weiter an, dies natürlich auch dem Düsseldorfer Defensivkonzept geschuldet. Bloß keine Fehler machen. Die vielleicht größte Chance des ganzen Drittels hat aber dennoch die DEG. Kenny Olimb und Deschenau im 2:1 auf das Augsburger Tor, Olimb hat völlig freie Schussbahn, weil der Verteidiger nur den Passweg zustellt … und was macht Olimb? Den Querpass auf den Schläger des Verteidigers. Tja, jenseits der überragenden ersten Reihe kommt im Moment leider wenig bis nichts, die Verunsicherung ist mit Händen zu greifen. Dazu die vielleicht schlechteste 5:3-Überzahl der Saison – ich wüsste nicht, ob die DEG es in diesen 50 Sekunden überhaupt einmal ins gegnerische Drittel geschafft hat, ständig war ein Augsburger Schläger dazwischen. Ganz furchtbar schlecht. Aber noch immer 1:1.

Sonntag, Drittelpause, Getränkestand … jemand tippt mir auf die Schulter. „Ihr habt’s a rechtes Scheißteam.“ Ich gucke verständnislos. „Ja, ihr. Vor allem der 14er.“. Dieser 14er, Jaedon Descheneau, auf den es das AEV-Publikum aus mir nicht ganz verständlichen Gründen das ganze Spiel über abgesehen hatte („Eyyyyy!“), war einige Minuten zuvor von Scott Valentine böse in die Bande gecheckt worden. Und ist sofort wieder aufgestanden. Wäre er nur zwei Sekunden liegen geblieben, wäre Valentine niemals mit nur zwei Minuten davon gekommen. Das sollte man vielleicht berücksichtigen, bevor man von „Scheißteam“ und „vor allem der 14er“ faselt. Allerdings erwähne ich diese Episode auch nur, weil dieser eine AEV-Fan wirklich die ganz große Ausnahme war. Ansonsten: Sachlich, fair, nett. Ich wiederhole mich.

Sonntag, 3/3 … je zwei Minuten für einen AEVler (glasklar) und Marshall (naja, aber sicher vertretbar), die aneinander geraten waren. Also 4 gegen 4, theoretisch ein Vorteil für das technisch stärkere Team, also die DEG. Tja. Die DEG gewinnt das Bully, Alex Picard übernimmt die Scheibe und startet einen ziemlich sinnbefreiten Kreisel um das eigene Tor herum. Noch während ich frage, was genau er sich davon verspricht, folgt ein Harakiri-Querpass vor dem eigenen Tor, in den ein AEVler den Schläger hält. Kurz danach der Schuss, und Monsieur Picard himself lenkt ihn ins eigene Tor. So mein Eindruck aus der Halle, ich stand 60 Meter entfernt. Im TV habe ich mir die Szene noch nicht angesehen, und ich möchte sie auch nicht sehen, glaube ich, wenn ich lese, was die Kollegen sagen, die sie gesehen haben: „Ist der besoffen?“ (gemeinsamer Kollege) und „Das sieht aus wie Sabotage.“ (Fahrer/Kollege). Taktisches Konzept Fehlervermeidung und dann so ein Bolzen von einem so erfahrenen Spieler. Aua aua aua. Es folgt ein Anrennen der DEG mit einigen Großchancen (Pimm, Descheneau und vor allem Nowak), auf der Gegenseite noch ein großer Save von Niederberger.

Sonntag, 30 Minuten später … aus, aus, aus, das Spiel ist aus. Die Halle tobt, die Saison der DEG ist jäh beendet, und der AEV zieht, über sieben Spiele gesehen nicht ganz unverdient, ins Halbfinale ein. Merde! Und: Glückwunsch! Ich drücke Euch im Halbfinale alle Daumen gegen die eklige Brause!
Sonntag, 5 Minuten später, Umlauf … ein AEV-Fan kommt auf mich zu: „War eine geile Serie, so enge Spiele, es tut mir wirklich leid, dass Ihr raus seid, wir hätten es beide verdient gehabt. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Und dann durch so ein Scheißtor, das ist bitter. Wir hatten einfach mehr Glück.“ Das war genau so gemeint, wie er das gesagt hatte. Angenehme Leute, da in Augsburg, aber das hatte ich wohl schon erwähnt.

Sonntag, 19.30 Uhr … an der ARAL-Tanke (achtfache Punkte!) trifft sich die komplette BMW-Tuningszene Ostschwabens. Sehr merkwürdiges Volk, aber die waren ja auch nicht beim Eishockey.
Montag, 0.00 Uhr … Ankunft Ohligser Heide. Nach viereinhalb Stunden ohne Coldplay, sondern mit Glamrock der 70er Jahre. Na also, es geht doch.

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