Es hätte so schön werden können. School’s day, also 3.000 Kinder und potentielle Neu-Fans zu den 10.000 weiteren Zuschauern, ausverkaufte Halle, und alle 13.000 waren frisch euphorisiert von dem phänomenalen Auftritt der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen. 13.000 Menschen in Feierlaune, wie sich schon vor Beginn zeigte, als die drei Berliner, die in Pyeonchang dabei waren, auch und gerade vom Düsseldorfer Publikum frenetisch gefeiert wurden. Es hätte so schön werden können mit dem Märchen des späten Playoff-Einzugs der wunderschönen DEG.
Ein Desaster
Stattdessen wurde es ein Desaster, wie es sich wohl niemand zu Spielbeginn hätte vorstellen können und das die Neu-Fans, so steht zu befürchten, nachhaltig abgeschreckt hat. War das erste Drittel noch ausgeglichen, wurde die DEG zu Beginn des zweiten Abschnitts in einer Art und Weise in ihre Einzelteile zerlegt, wie es der Schreiberling schon lange nicht mehr hat mitansehen müssen. Die Gäste erzielten ihre Tore mit aufreizender Leichtigkeit, während bei der DEG vorne wie hinten gleichermaßen absolut nichts mehr zusammenging. Nach 25 Spielminuten stand es 1:5, der glücklose Dan Bakala wurde im Tor durch den nicht zu beneidenden Mathias Niederberger ersetzt und die Eisbären schalteten in den Verwaltungsmodus.
Nach nicht einmal der Hälfte der zu spielenden Zeit. Was sie nicht daran hinderte, noch das 1:6 nachzulegen und zu diesem Zeitpunkt ernstliche Befürchtungen aufkommen zu lassen, dass dieses Do-or-Die-Spiel tatsächlich zweistellig verloren würde. Geradezu symptomatisch für den Auftritt der DEG war der Check, den Brandon Burlon gegen Ende des Mitteldrittels fuhr – als er so weit war, hatte sich der Berliner schon längst weggedreht, und Burlon donnerte mit Schmackes und ungehindert ins Plexiglas. Ein Brüller, wenn es nicht so traurig wäre . Immerhin, zweistellig wurde es nicht, aber das ist alles andere als ein Trost.
Genau da, wo sie hingehört
Denn die DEG steht zum Saisonende exakt da, wo sie in der Saison 17/18 hingehört – außerhalb der Playoff-Plätze. Sie steht nach 52 Spielen hinter Teams wie Bremerhaven, Iserlohn und Schwenningen, und sie steht völlig zu Recht hinter ihnen. Nach der letzten Saison, die auch schon auf Platz 11 endete, wurde der komplette Umbruch vollzogen – Trainer raus, halbe Mannschaft raus, neuer Trainer rein, neuer Manager rein, neuer NHL-Scout rein, halbe Mannschaft neu rein. Gebracht hat es nichts, absolut nichts. Die Saisonbilanz ist gemessen an den artikulierten Erwartungen desaströs, da gibt es nichts zu beschönigen. Denn man kann nicht sagen, dass es am Pech gelegen hat oder an vielen Verletzungen – die gab es nicht -, nicht einmal am zu späten Trainerwechsel, sondern viel zu viele Spieler brachten viel zu dünne Leistungen gebracht und die Coaches fanden kein Mittel dagegen, so simpel ist das.
Man wird also nicht umhin kommen, zur neuen Spielzeit wieder alles auf links zu drehen – und ist dabei zum Erfolg verdammt, denn es ist die letzte Saison, die nach heutigem Stand finanziell einigermaßen gesichert ist, und es wird gute Argumente benötigen, die Gesellschafter zum Weitermachen zu motivieren. Spannend wird schon sein, ob sie diese Saison mit Interimscoach Tobi Abstreiter (der, dies am Rande, für die Tragikomödie gestern das olympische Turnier hat sausen lassen, bei dem er als Co-Trainer auserkoren war) oder einem neuen Trainer angeht; gerüchteweise soll Interesse an dem Finnen Toni Söderholm bestehen, der mit dem SC Riessersee derzeit ziemlich überraschend von der Spitze der zweiten Liga grüßt.
Wie wär’s mit Gogulla?
Und von all den Kontingent-Spielern haben sich neben John Henrion (bereits verlängert) wohl noch Dan Bakala und mit Abstrichen Spencer Machacek ein neues Arbeitspapier verdient. Das ist, vorsichtig formuliert, keine sehr gute Quote. Und dabei sind Teams wie die DEG darauf angewiesen, dass ihre Kanadier zuverlässig scoren, weil die deutschen Spieler, die das auch in dieser Güte drauf haben, nun mal in München, Berlin, Mannheim oder Köln unter Vertrag stehen. An die kommt man ohne dickes Scheckbuch nicht heran.
Außer, sie werden bei ihrem aktuellen Verein nicht mehr gelitten, wie man es immer mal wieder von Philip Gogulla hört, dem in Düsseldorf geborenen Stürmer, der zumindest im Seniorenbereich nie für die DEG gespielt hat, sondern seit 14 Jahren bei den Haien unter Vertrag steht und da eigentlich zum Inventar gehört. Den auf die richtige Seite des Rheins und damit der Macht zu holen wäre zumindest mal ein Statement. Und eine Story.