Bericht · Unter anderen Umständen wäre es eine spannende Frage gewesen, ob man sich das DEG- oder das F95-Spiel anschaut – die alte Crux mit den Doppelansetzungen. In concreto stellte sich die Frage allerdings nicht, denn eine Fußball-Anstoßzeit von 18:30 Uhr ist an einem Werktag quasi nicht zu machen, jedenfalls nicht für den Schreiberling. Also eine Stunde später ein paar Kilometer weiter östlich in Rath, wobei die DEG über die Saison gesehen bislang auch deutlich mehr Argumente liefert, zu ihr ins Stadion zu gehen. [Lesezeit ca. 4 min]
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Sie hatte drei Tage zuvor das zweite der erfahrungsgemäß völlig sinnbefreiten Auswärtsspiele in Wolfsburg hinter sich gebracht, das endete, wie mehr oder weniger alle enden. Keine Zuschauer, keine Stimmung, wenig Tore und keine Punkte für rotgelb. Business as usual. Und nun den ERC Ingolstadt vor der Brust, ein durchaus stark besetztes Team, das sich in der Liga-Tabelle recht weit oben einsortieren sollte und am dritten Spieltag einen 1:4-Rückstand noch in einen Overtime-Sieg drehen konnte.
Die DEG dagegen weiterhin mit etlichen Ausfällen und einer entsprechend kurzen Bank. Das scherte das Team aber nicht weiter, im Gegenteil. Vor allem im ersten Abschnitt wurde gewirbelt, dass es eine wahre Freude war. Chance reihte sich an Chance (Schiemenz!, Eder!, Olson!), allein es fehlte ein Tor. Auf der richtigen Seite. Auf der falschen fiel es, im Powerplay, und das auf eine Art, die man so gut wie nicht verhindern kann. Pietta aus dem hohen Slot bewusst neben das Tor auf Aubry, der tic-tac-toe-mäßig vor das Tor zurückspielt und DeFazio findet, der aus zwei Metern einnetzt. Wenn ein Sturm das so bilderbuchmäßig ausfährt, ist defensiv schlicht nichts zu machen. Ein Klassetor, leider. 0:1 also, obwohl es 3:0 hätte stehen sollen.
Im Mittelabschnitt beteiligten sich die Gäste dann auch von sich aus am Spiel, ohne dass die wunderschöne DEG in irgendeiner Form zurückgesteckt hätte. So entwickelte sich eine schlichtweg begeisternde Partie mit Großchancen auf beiden Seiten, von denen die DEG aber ein paar mehr hatte und sie endlich auch verwandelte. Ehl mit sattem Drehschuss zum 1:1, Eder mit abfälschendem Schläger zum 2:1 und O’Donnell mit einem O’Donnell-Tor in den Winkel zum 3:1. (Unbedingt weiterverpflichten, den Mann!) 3:1 also nach dem zweiten Drittel, es hätte aber auch gut 6:3 stehen dürfen. Immerhin stimmte die Tendenz jetzt.
Im Schlussabschnitt machte sich die kurze Bank auf DEG-Seite dann doch bemerkbar, wobei die Gäste allerdings auch ein Höllentempo an den Tag legten und wild entschlossen waren, auch dieses Spiel noch zu drehen. Für sie ging es nur nach vorne, die DEG kam minutenlang kaum aus dem eigenen Drittel, schon gleich gar nicht geordnet. Das sah aus wie ein langes, sehr langes 5-vs-5-Überzahlspiel. Angriff folgte auf Angriff, Schuss folgte auf Schuss. Mit seinem Tipp eines Schussverhältnisses von 3:20 im Schlussdrittel lag der Schreiberling gar nicht so schlecht, tatsächlich lag es der offiziellen Statistik zufolge bei 4:17. Brachte aber eben nur den Anschlusstreffer durch DeFazio und ansonsten nichts Zählbares mehr. 3:2, Ende. Drei über die 60 Minuten gesehen hochverdiente Punkte für die wunderschöne DEG in einem fantastischen Spiel. Chapeau!
Drei Sonderlobe wollen noch verteilt werden: Sonderlob eins für Keeper Hendrik Hane, der sein bislang vielleicht bestes Spiel im DEG-Dress abgeliefert hat. Ein kleiner, von der Abwehr abgeräumter Abpraller im zweiten Drittel, aber ansonsten durchgehend bärenstark und dabei mit einer Bierruhe, die man von einem 21-jährigen in dieser Form selten sieht. Großartig! Sonderlob zwei für Brett Olson. Für seine zwei Assists, vor allem aber für sein Unterzahl- und überhaupt – Achtung, es folgt ein extrem mauer Namenswitz – brettstarkes Defensivspiel. Bei solchen Auftritten wird klar, warum die DEG ihn im Sommer als einen der ersten verpflichtet hat. Sonderlob drei für Cedric Schiemenz. Fünfeinhalb Sekunden sind noch zu spielen, beim ERC setzt sich die Erkenntnis durch, dass das nix mehr werden wird. Also wird beim Torwart ein bisschen nachgestochert, der Frust muss halt irgendwie raus. Kein Team sieht das gerne, wenn der eigene Keeper angegangen wird, und eben auch Cedric Schiemenz nicht. Also gab es für den Stocherer, den Sportskameraden Aubry, rapido einen auf die Glocke, auch wenn Schiemenz klar gewesen sein wird, dass es kurz danach wehtut, denn Aubry ist gefühlte 20 Zentimeter größer und gefühlte 20 Kilo schwerer und wird mit Gewissheit zurückschlagen. Egal, das musste jetzt sein, und dafür muss man den Jungen feiern!