75 Gegentore stehen nach 31 gespielten Partien zu Buche, also knapp unter 2,5 pro Spiel. Das ist ein hervorragender Wert, nur Krösus München ist mit 72 Gegentreffern noch ein wenig stärker, während es am anderen Ende der Skala, beim hochgeschätzten KEV, schon 113 mal eingeschlagen hat. Umgekehrt haben nur drei Teams weniger eigene Tore geschossen als die DEG. Und dabei sollte man doch meinen, dass es eigentlich anders sein sollte, wenn „nur“ zwei Stürmer, aber vier Verteidiger ausfallen.

Nun, ganz so einfach ist es nicht. Denn natürlich soll die zerfranste Abwehr dadurch entlastet werden, dass die Stürmer etwas defensiver spielen, sich etwas weiter hinten positionieren und sich die Aufgabe der hinteren Angriffsformationen, gerade dem Rest der vierten Reihe, darauf beschränkt, den Puck ein- oder zweimal pro Wechsel in die gegnerische Ecke zu chippen, um ein wenig Luft zu verschaffen, anstatt nach vorne ernsthafte Angriffsversuche zu starten. Das führt natürlich zwangsläufig dazu, dass es insgesamt sehr viel schwerer ist, offensive Akzente zu setzen; ganz einfach, weil der Weg zum gegnerischen Tor weiter ist. Vereinfacht gesagt: Das Spiel ist auf ein 2:1 angelegt, nicht auf ein 5:4. Das gilt für von Harry Kreis trainierte Teams eigentlich immer, in der aktuellen Situation aber ganz besonders.

Und doch bleibt natürlich die Hauptbelastung an den Verteidigern hängen, und dass sind derzeit gerade mal vier plus den jungen Nicolas Geitner, der aber noch damit befasst ist, sich in der DEL zu akklimatisieren und nur sporadisch eingesetzt wird. Bei Verteidigern sind Einsatzzeiten um die 20 Minuten normal, das Paradepärchen spielt auch mal 25 Minuten, dafür die dritte Reihe oder der siebte Verteidiger entsprechend weniger. Die DEG hat derzeit aber keine dritte Abwehrreihe, von einem siebten Verteidiger gar nicht zu reden. Also müssen die vier Übriggebliebenen Sonderschichten fahren, was zu Einsatzzeiten von ca. 30 Minuten incl. Unter- und Überzahlspiel führt. Und zwar donnerstags in Iserlohn und keine 48 Stunden später gegen Schwenningen schon wieder. Das ist aus der Not geboren, aber trotzdem einfach zu viel, das kann so auf Dauer nicht gut gehen, auch nicht gegen den Tabellenletzten aus dem Schwarzwald, der von 500 Fans begleitet verdient seinen erst zweiten Auswärtssieg eingefahren hat.

Verdient, weil die Gäste einfach spritziger, schneller und agiler waren. Dabei ist der DEG hoch anzurechnen, dass sie überhaupt in der Lage war, den 0:2-Zwischenstand noch auszugleichen (Tore: Flaake, Gardiner) und mit der schönsten Aktion des Tages sogar fast noch das Siegtor geschossen hätte. Maxi Kammer konnte nach langem Sprint an der Bande den Puck erobern und in die Mitte legen, von wo aus Johannes Johannesen mit einem brachialen Schlagschuss aus vollem Lauf leider nur den Schulterpanzer von Strahlmeier getroffen hat. Ein Tor des puren Willens – es wäre den Recken in rot-gelb so sehr zu gönnen gewesen. Stattdessen gab es eine ganz kurze, nämlich genau 21 Sekunden andauernde Verlängerung. Erster Angriff der Gäste, Caron in die Mitte, Tor, sinnigerweise de facto vollendet vom bänderverletzten DEG-Verteidiger Nicholas Jensen, dem plattesten von allen.

Die DEG braucht dringend eine Pause, um zu Kräften zu kommen. Hat sie auch. Nämlich den ganzen Sonntag lang. Montagabend kommt Tabellennachbar Wolfsburg nach Rath, und Jensen, Zanetti, Ebner und Johannesen werden wieder sehr lange sehr intensiv Eishockey spielen müssen.

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