Bericht · Der Schreiberling hatte es als Erster gesehen. Oder zumindest gleichzeitig mit Gästestürmer Markus Eisenschmid. Vor allem aber den entscheidenden Sekundenbruchteil vor Maxi Kammerer. [Lesezeit ca. 4 min]

Wir schreiben die vierte Minute der Verlängerung. Und diese Verlängerung erreicht und damit einen Punkt bereits sicher zu haben, ist bereits ein Wert an sich, weil Punkte gegen den klaren Titelfavoriten MERC nicht unbedingt eingeplant werden können. Dabei waren die Voraussetzungen vor Spielbeginn eigentlich gar nicht so schlecht, denn die wunderschöne DEG hatte nach dem Kraftakt gegen Ingolstadt fette 48 Stunden Pause, während Mannheim das zweite dieser kraftraubenden Back-to-Back-Partien auszutragen hatte, also zwei Spiele innerhalb von 24 Stunden. Und am Vorabend in Köln hatten sich die Gäste gleich das volle Programm gegeben – 60 Minuten plus 5 Minuten Verlängerung plus Penaltyschießen. Man durfte also durchaus die Hoffnung haben, gerade zum Spielende hin noch ein paar mehr Körner zu haben. Diese Hoffnung, so viel sei verraten, trog.

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Dabei begann die Partie so, als wolle es die DEG genau darauf ankommen lassen, denn das erste Drittel wurde in einer selbst für Hockeyspiele bemerkenswert hohen Intensität ausgetragen. Die Rotgelben gingen keinen Zweikampf aus dem Weg, auch keinem an der Bande, der personell und technisch überlegene Gegner wurde keine einzige Sekunde in Ruhe gelassen. Das sah nach geplantem Abnutzungskampf aus. 1:1 nach einem Abstaubertreffer von Andi Tobi Eder und einem Überzahltor der Gäste – Daniel Fischbuch hatte sich eine sehr unglückliche Strafe für Beinstellen eingefangen. Unglücklich, weil es eigentlich mehr Zweikampf als Foul war, aber ein bisschen Foul halt eben auch. Harte Entscheidung, kann man aber so vertreten.

Nicht neu, aber immer wieder beeindruckend ist, wie im Hockey mit solchen Pfiffen umgegangen wird. Ein kurzer Protest des Spielers („Das kannst du doch nicht pfeifen, du siehst doch, dass ich den Puck spiele“), aber dann geht es auf die Strafbank und fertig. Fußballer würden jetzt noch im Mannschaftsstärke lamentieren, der Trainer eine Weltverschwörung herbeifantasieren, und der gefoulte Spieler würde sich am Boden wälzend das Gesicht halten.

Lange in Unterzahl

1:1 auch noch nach 40 Minuten, die nicht ganz so intensiv waren, bei der die DEG aber lange sechs Minuten Unterzahl überstehen musste, darunter 2+2 gegen Olimb für hohen Stock. Auch hier: Der Mannheimer Spieler – und der hat den Stock nun wirklich mit Schwung ins Gesicht bekommen – hat daraus nicht mehr gemacht als es war, während beim Fußball gleich nach der Rudelbildung eine sofortige Gesichtsamputation unausweichlich gewesen wäre.

DEG-Korrespondent Smicek ganz nah am wilden Geschehen (Foto: Smicek für TD)

DEG-Korrespondent Smicek ganz nah am wilden Geschehen (Foto: Smicek für TD)

Leider 1:2 nach 42 Minuten, leider noch dazu nach einem Klassetor, wie man neid…voll anerkennen muss. Eine wunderbare 180-Grad-Drehung an der Bande, mit der gleich zwei DEG-Verteidiger aus dem Spiel genommen wurden, nebst Rückhandschlenzer gegen die Bewegungsrichtung von Hendrik Hane; nein, besser als Craig Shira kann man das in dieser Situation nicht machen. Chapeau, dieses Tor sollte demnächst in den Top10 zu sehen sein!

Vielleicht aber auch der Ausgleich durch Alex Barta Mitte des Drittels, denn der hat aus völlig unmöglichem Winkel, quasi auf Höhe der Torlinie, tatsächlich die 25 Quadratzentimeter Lücke zwischen der Schulter von MERC-Keeper Felix Brückmann und dem Dreieck gefunden. Ein Torwart sieht da immer ein wenig unglücklich aus, aber wer so präzise zielen kann wie der DEG-Käpt’n in dieser Szene, hat sich das Tor dann auch verdient. 2:2 also, und damit Verlängerung, nachdem in der letzten Minute der regulären Spielzeit noch Barta für die DEG eine große und David Wolf für die Gäste eine sehr große Chance vergeben hatten. Übrigens bis zum Ende keinerlei konditionelle Schwäche der Gäste, nicht mal ein Hauch davon.

Die ominöse vierte Minute

Vierte Minute der Verlängerung also. Diese wird bekanntlich im Zirkus-Modus ausgetragen, also 3-gegen-3 mit ganz, ganz viel freiem Eis. Da ist nix mehr mit blaue Linie halten oder Zone decken, da hat jeder Spieler seinen ganz konkreten Gegenspieler, um den er sich zu kümmern hat. Eines dieser Pärchen hieß Maxi Kammerer gegen Joonas Lehtivuori. Die DEG hatte gerade ein Bully und damit den Scheibenbesitz verloren, als Lehtivuori die Spielsituation als erster erfasste und lossprintete.

Der Schreiberling hat wirklich alles ihm Mögliche getan („Maxi, pass auf!!“), aber jener Maxi hat leider den Bruchteil einer Sekunde zu spät geschaltet. Wolf auf Eisenschmid, und Eisenschmid diagonal über das Eis auf Lehtivuori, der sich durch seinen Antritt den entscheidenden Meter Vorsprung auf Kammerer erarbeitete und daher ziemlich frei vor Hane auftauchte. Präzise unter die Latte, danke schön, Feierabend, Extrapunkt für den kommenden Meister. Schade, schade, aber so was passiert halt.

Bitter für die DEG, die sich aber nicht grämen sollte, denn sie hat ein Klassespiel gezeigt und verdient einen Punkt geholt, der am Ende noch sehr wichtig sein kann. Und zudem gesehen hat, dass auch Back-to-Back-Spiele erfolgreich gestaltet werden können. Montag in Nürnberg, Dienstag in Augsburg, und es müssen nur ein Punkt auf Wolfsburg und/oder ein bisschen Quotient auf Iserlohn aufgeholt werden. Auf geht’s, Buam!

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