Spielberichte · Eigentlich sollte dieser Bericht schon gestern erscheinen, frisch unter dem Einfluss der 1:2, äh, Niederlage gegen die Haie. Dann kam aber zunächst ein mittäglicher Termin in der Villa Kunterbunt dazwischen… nun ja, und auf einmal ist es Sonntag, und das nächste Spiel läuft bereits – Bremerhaven auswärts. Dort stehen noch genau 15 (FÜNFZEHN) Spieler im Kader, also nur drei Reihen inkl. aller Covid- und sonstigen Rekonvaleszenten, die noch gar nicht wieder spielen würden, wenn sie nicht aus Personalnot müssten. Ziemlich aussichtslose Sache also. Sollte man meinen. Oder auch nicht, denn O’Donnell hat die Gäste wahrlich und tatsächlich zum Ende des ersten Drittels in Führung gebracht. [Lesezeit ca. 4 min]

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Aber zunächst zurück zu Freitag. Dort waren es immerhin 17 (SIEBZEHN) Spieler, die sich frisch aus der Quarantäne und mit genau einem gemeinsamen Training der ziemlich kompletten Kapelle der Kölner entgegenstellten. Also auch eine ziemlich aussichtslose Sache, allein aus physischen Gründen. Sollte man meinen. Oder auch nicht, denn die DEG der Saison 21/22 ist jederzeit für eine positive Überraschung zu haben. So hatte sie die ersten beiden dicken Chancen der Partie (Ehl, Eder) und war überhaupt über die ersten zwanzig Minuten gleichwertig, auch wenn sich erstmal sortieren musste, wer mit wem spielte. Eine feste Reihenzuordnung kam es kaum, gefühlt haben O’Donnell, Barta und vor allem Nowak das Eis so gut wie gar nicht verlassen, sondern mehr oder weniger durchgespielt.

Mittlerweile übrigens 1:1 in Bremerhaven. Tor durch einen der Slowenen auf Vorarbeit eines der anderen Slowenen. Gähn, wann legen die mal eine andere Platte auf?

Im zweiten Drittel – Obacht, wir reden jetzt wieder von Freitag – übernahmen die Haie aber zunehmend das Kommando, gingen verdient in Führung, und man musste befürchten, dass die DEG kräftemäßig einbricht. Nach einem eher grotesken Überzahlspiel (2 Min gegen Mark Olver für das Treten (!) auf einen DEG-Stock (!) während einer Spielunterbrechung (!) – alaaf!) gelang es dem Team minutenlang nicht, einen auch nur halbwegs sinnvollen Angriff zustande zu bringen, die Stockfehler häuften sich, und Offensiv-Sprints wurden nicht mal mehr versucht. Da fehlten, unübersehbar und wenig überraschend, die Körner. Zwar nur 0:1 nach 40 Minuten, aber der Schreiberling bekennt offen, kein gutes Gefühl gehabt zu haben.

Tja, diese Rechnung hatte er ohne die wunderschöne DEG gemacht. Und ohne die aus vielen Derbies sattsam bekannte kölnische Pomadigkeit. Denn nach dem hundeschnauzenkalt erzielten 1:1 durch Cedric Schiemenz, einer der ebenso abschätzig wie deplatziert als „die-DEG-ist-pleite-und-muss-den-Kader-irgendwie-füllen“-bezeichneten Verpflichtungen, übernahmen die Hausherren das Kommando über die Partie. Mit noch neun Stürmern (mittlerweile auch Svensson verletzt), zwei Wochen Quarantäne, einem (1) Training und einer ausverkauften Halle im Rücken! Man kann, soll, muss einfach den Hut ziehen.

Das Match hätte tatsächlich noch gewonnen werden können (Proft!), und es wäre nicht mal völlig unverdient gewesen. Der Fairness halber muss aber angeführt werden, dass es auch noch hätte verloren werden können (Barinka!), und auch das wäre nicht völlig unverdient gewesen. Insofern war der jeweils eine Punkt, den das 1:1 nach 60 Minuten mit sich brachte, schon ganz in Ordnung. Strafzeit hier, Strafzeit da, keine weiteren Tore in der Verlängerung, also Penaltyschießen, das die Haie für sich entschieden haben. Geschenkt. Der Punkt für die DEG ist unter den gegebenen Umständen ein deutlich größerer Erfolg als die zwei für Köln. Chapeau!

Jetzt 2:1 für BHV. Immerhin nicht schon wieder die Slowenen.

So gut die sportliche Performance war, so, äh, ausbaufähig war das Drumherum, und damit ist nicht mal in erster Linie gemeint, dass im Oberrang keine Kioske (richtiger Plural?) geöffnet waren, so dass sich alles im Mittelrang knubbelte. Auch die musikalisch semiperfekte, ich korrigiere: rhythmisch postmoderne Darbietung der Karnevalscombo hätte man sich sparen sollen – gerade gegen die 24/7-Jecken aus der Stadt mit der unfertigen Bahnhofskapelle.

Viel wichtiger: Wenn man den großen Petr Hejma ehrt, liebe DEG, und sein Trikot unter das Hallendach hängt, dann bitte eine Huldigung am Stück und mit ungeteilter Aufmerksamkeit und nicht als Rahmenprogramm der Pre-Game-Show. Er hatte und hat nichts weniger verdient als genau das!

Übrigens Ende in Bremerhaven, 4:1 für falsch. Sei’s drum, alles andere wäre auch einigermaßen sensationell gewesen. In 14 Tagen geht es weiter – dann hoffentlich wieder mit einigermaßen vollständigem und vernünftig trainiertem Team.
PS: Ähem, Bremerhavener Hallenregie: Der Gag, nach Toren gegen Düsseldorfer Teams Kölner Karnevalslieder zu jingeln, war schon vor dreißig Jahren beim Fußball denkbar unlustig und ist in gefühlten 238 Wiederholungen seitdem nicht origineller geworden. Ihr könnt das wesentlich besser, wie ihr mit dem „Fuck you“ bei Gegentoren schon bewiesen habt. Also reißt euch bitte zusammen.

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