Aus ganz subjektiver Sicht von The Düsseldorfer war 2016 das erste Jahr, das wir als Online-Magazin vom ersten bis zum letzten Tag begleiteten. Denn begonnen hat TD im Februar 2015. Das bedeutet auch, dass wir uns zum ersten Mal einen Jahresrückblick zutrauen. Auch den wieder aus subjektiver Sicht. Oder als „best of“ der einzelnen Monate. Manchmal gibt solch ein Schnelldurchlauf ja auch das bessere Bild…
Januar: Silvester wirkt nach, Kunst überzeugt nicht
Auch in Düsseldorf hat es beim großen Silvester-Chaos auf dem Burgplatz sexuelle Übergriffe gegeben. Nicht in dem Maße wie in Köln und möglicherweise auch nicht öfter als in den Vorjahren. Dafür gab es mehr Gewalt und versuchte Körperverletzung durch Feuerwerk und Böller. Angeregt durch die flüchtlinsgfeindliche Hysterie glaubt aber jemand, eine „Bürgerwehr“ für die Altstadt aufstellen zu müssen. Nachdem das Projekt seine zehn Minuten Medienruhm hatte, verschwand es wieder in der Versenkung.
Ebenfalls im Januar gönnten wir uns nach Längerem wieder den „Rundgang“. Die Kunstakademie und alle Klassen öffnen ihre Türen und zeigen, was die Studenten so erzeugt haben. Überzeugend war das 2016 nicht, eher ziemlich deprimierend. Außerdem schrieben wir im Januar über eine mögliche neue Finanzkrise bei der Fortuna, die angebliche Schuldenfreiheit der Stadt und über das herzerwärmende Festival Acoustic Winter.
Februar: Schöne U-Bahnhöfe, eine Bildungslotterie und ein Underground-Rapper
Für die erste (und leider bisher einzige) Folge der Serie „Durch Düsseldorf mit…“ zog unsere Autorin Silke Lu Nolden mit dem Underground-Rapper Degenhardt durch ein Düssedorf, das kaum jemand kennt. Ein betroffener Vater berichtet über die städtische Bildungslotterie, die Kinder auf Gymnasien zwingen will, auf die sie nicht gehen wollen – nur um das fehlgeplante neue Gymnasium an der Schmiedestraße vollzukriegen.
Ansonsten steht der Februar ganz im Zeichen der neu eröffneten Wehrhahnlinie, einer lange umstrittenen U-Bahnstrecke zwischen dem namengebenden S-Bahnhof Am Wehrhahn und dem S-Bahnhof Bilk. Wir fuhren noch einmal mit der guten, alten Linie (7)12 von Ratingen bis nach Volmerswerth, staunten über die schönsten U-Bahnhöfe der Welt und fuhren mit der U72 Probe. Außerdem schrieben wir im Februar über die aufkommende Demokratieallergie des OB Geisel, über das Gewürzhaus in der Altstadt und den Krähenmann von Oberkassel und starteten die überaus gern gelesene Serie „Was haben die Kölner eigentlich gegen uns?„.
März: Ein AfD-Parteitag, ein Rosensonntagszuch und diverse Bauprojekte
Ausgerechnet im Geschwister-Scholl-Gymnasium wollte die erheblich rechtsdrehende „Partei“ namens AfD ihren hiesigen Parteitag abhalten. Das empfanden nicht nur Hunderte aktueller und ehemaliger Schüler des Instituts als Geschmacklosigkeit. Unter dem Namen „Weiße Rosen“ protestierten sie an einem saukalten Sonntagmorgen vor der Schule gegen die Veranstaltung. TD war vor Ort und hatte das Glück, von allen anwesenden Medien zuerst einen Bericht abzusetzen – bis heute der meistgelesene Beitrag des Jahres.Das Wetter hatte eine Absage des Rosenmontagszugs und die Verlegung notwendig gemacht. Und so fand an einem kalten, aber sonnigen Sonntag im März ein Rosensonntagszug statt, von dem Teilnehmer und Fans noch lange reden werden. Denn – und das belegen auch unsere Fotos – der Zoch war einfach nur schön. Außerdem war die Stimmung gut, und keiner wurde verletzt. Dafür fielen Düsseldorfer Spochtjournalisten wie abgesprochen über die glorreiche Fortune her und übertrafen sich in Kassandrarufen – dies haben wir satirisch kritisiert und wurden dafür von besonders ehrpusseligen Vertretern des Standes übel angemacht. Dabei gab es mit Robert Schäfer einen neuen Vorstandsvorsitzenden, dem es gelang, den ewigen Jäger halbwegs einzufangen.
Außerdem fragten wir uns, ob OB Geisel in Sachen Bauwut zu J.Erwin aufschließen möchte und ob ein Riesenrädchen aus Düsseldorf eine Weltstadt macht.
April: Fortuna auf und ab sowie jede Menge alter Geschichten
Im April passierte so wenig Aktuelles, dass wir uns ganz dem Auf und Ab der launischen Diva widmen konnten, die immer noch gegen den Abstieg spielte. Ansonsten präsentierten wir jede Menge alter Geschichten aus Düsseldorf.Auf einiges Interesse stießen aber auch unsere Fotoreportage aus der Küche des Sushitaxis ManThei und der Kommentar zum „RADschlag“, einem Konzept, dass Düsseldorf fahrradfreundlicher machen soll.
Mai: Die Jazz-Rally, der Japantag und zwei Ortsangaben
Ein kultureller Höhepunkt im Mai ist ja jedes Jahr die Jazz-Rally, die Tausende Menschen von überall her nach Düsseldorf holt. Im Mittelpunkt stand dieses Mal wieder Klaus Doldinger, der mit seinen 80 Jahren immer noch nicht zu müde ist, an drei, vier Tagen nacheinander Musik zu machen. So sehr Doldinger aber DER Düsseldorfer Jazzer ist, so sehr fragten wir uns nach einem Wochenende voller Mucke: Wo ist eigentlich der Jazz? Denn über alle gehört, gab’s mehr Soul und Funk als „the real thing…“ Ganz ähnlich auch das Fazit zum Japan-Tag: Da wird so getan, als zelebriere man die düsseldorferisch-japanische Freundschaft mit jeder Menge Kultur, aber dann sind es noch wieder nur die Cosplayer, die in den Medien rumtoben. Dafür war dann aber das Feuerwerk grandios.
In der Serie „Ortsangaben“ hatten wir schon zuvor wichtige Düsseldorfer Straßen porträtiert – im Mai mochten unsere Leser die Geschichten über die Tussmannstraße und über die Hoferhofstraße in Unterrath. Und natürlich die Erinnerungen an die Altstadt in den glorreichen Siebzigerjahren…
Juni: Eine Preisverleihung, erste EM-Tage und ein bisschen Monheim und Baumberg
Manchmal schaffen wir es mit historischen Fakten alte Düsseldorfer zu verblüffen – zum Beispiel mit dem Stück über die Ein- und Ausgemeindung von Monheim und Baumberg. Das fand genauso viel Interesse wie eine kleine Satire zum Fortuna-Sommerloch, in dem die Spochtschreibfinken wieder mal über die Macht bei F95 spekulierten. Aber dann war ja zum Glück EM – nur das Public Viewing, das wollte einfach nicht funktionieren. Da interessierten sich die Fußballfreunde doch eher für olle Kamellen von der EM 1988 mit Hooligan-Schlachten in Düsseldorf.
Besonderen Düsseldorf-Bezug bekam die Verleihung des Webvideopreises 2016 im Castello nicht nur durch den Ort und den Neid der Kölner, sondern vor allem dadurch, dass mit den Wolter-Twins zwei Stadtgewächse für einen der Hauptpreise nominiert waren. Leider gewannen sie nicht. Dafür starteten wie in diesem Monat die Serie über die Düsseldorfer Rheinstrände, die von unseren LeserInnen gern negommen wurde.